Paxlovid - eine hochwirksame Pille für Covid-19? Blog#1

Paxlovid ist ein neues, hochwirksames COVID-19 Medikament in Tablettenform, das für die Behandlung von Patienten mit erhöhtem Risiko nach einer SARS-CoV2 Infektion geeignet ist.

  1. Gabe von Paxlovid Tabletten im frühen Stadium (spätestens drei bzw. fünf Tage nach Auftreten der Symptome) einer PCR-bestätigten SARS-CoV2 Infektion reduziert das Risiko einer Hospitalisierung um 89%/bzw. 85% (Pfizer press release).
  2. Nach derzeitigem Kenntnisstand (basierend auf in-vitro Ergebnissen) ist Paxlovid auch für die Behandlung der Omikron-Variante hochwirksam.
  3. Paxlovid hat bereits eine  Notfallzulassung für Risikopatienten ab zwölf Jahren durch die US-Arzneimittelbehörde FDA am 22.12.2021 erhalten. In Deutschland wird Paxlovid voraussichtlich Ende Januar 2022 verfügbar sein.

Was ist Paxlovid?

Paxlovid, von Pfizer Wissenschaftlern in den USA entwickelt, besteht aus einem Gemisch zweier Proteaseinhibitoren, dem „eigentlichen Wirkstoff“ Nirmatrelvir (Entwicklungscode PF-07321332) und Ritonavir, einem zweiten Proteaseinhibitor, der aber nur dazu dient den zu raschen Abbau von Nirmatrelvir durch Leberenzyme (insbesondere Cytochrom P450 3A4) zu verlangsamen.

Der Wirkstoff Nirmatrelvir ist ein niedermolekulares organisches Molekül (Molekulargewicht 499.5 g/Mol) mit 6 definierten chiralen Zentren. Details zur Identifizierung und präklinischen Charakterisierung des Wirkstoffs wurden kürzlich in einer Science-Publikation zusammengefasst.

 








Chemische Struktur von Nirmatrelvir

Paxlovid wird in Tablettenform verabreicht. Ein Behandlungszyklus dauert fünf Tage, der Patient bekommt zweimal pro Tag je 300 mg Nirmatrelvir (zwei Tabletten a 150 mg) und 100 mg Ritonavir (eine Tablette) verabreicht.

Wichtig zu wissen: die Gabe von Ritonavir kann den Abbau anderer Medikamente und Wirkstoffe in unerwünschter Art und Weise beeinflussen. Daher muss vor einer Einnahme von Paxlovid akribisch geprüft werden, ob und welche anderen Medikamente vom Patienten eingenommen werden (weitere Details hier).

Wie wirkt Paxlovid?

Nirmatrelvir ist ein potenter, peptidomimetischer Inhibitor der SARS-CoV-2 Protease Mpro, bekannt auch als 3C-like Protease (3CLpro) oder nsp5 Protease. Durch diese Inhibierung wird die korrekte Prozessierung von viralen Polyprotein-Vorstufen und damit auch die virale Vermehrung in infizierten Zellen verhindert. Ein didaktisch gut aufbereitetes YouTube Video zum vertieften Verständnis der Wirkweise von Paxlovid findest Du hier.

Nach derzeit verfügbaren in-vitro Ergebnissen kann Paxlovid auch die Omikron-Protease effizient blockieren und sollte daher auch während der Omikron-Welle hochwirksam sein.

Welche Nebenwirkungen wurden beobachtet, wer kann/soll nicht mit Paxlovid behandelt werden?

In den klinischen Studien wurden milde und vergleichbare Nebenwirkungen in der behandelten (Verum-) und der unbehandelten (Plazebo-) Gruppe beobachtet. Schwangere und Menschen mit HIV, Leber- oder Nierenproblemen sollten derzeit nicht mit Paxlovid behandelt werden, da im Rahmen der bislang durchgeführten klinischen Studien z.B. keine Schwangeren mit einbezogen wurden. Auch sind ernste, möglicherweise lebensbedrohliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, wie oben bereits besprochen, möglich.

Verfügbarkeit von Paxlovid?

Nach Erteilung einer Notfallzulassung durch die FDA (Zulassungsbehörde der USA) im Dezember 2021 wurden  zwischenzeitlich 20 Millionen Paxlovid-Behandlungseinheiten von den USA vorbestellt, der Preis pro Behandlungszyklus beträgt 530 US Dollar.

Nach Plänen des Bundesgesundheitsministers soll Paxlovid noch im Januar 2022 in Deutschland eingesetzt werden. Das Bundesgesundheitsministerium hat eine Million Einheiten des Arzneimittels bestellt und die Lieferung einer weiteren Million Einheiten reserviert.

Allerdings wird in absehbarer Zeit die weltweite Nachfrage nach Paxlovid deutlich höher sein als das Angebot. Die vielfältigen Herausforderungen bei der Herstellung von 15 Tonnen des Wirkstoffs Nirmatrelvir für die Lieferung der ersten 10 Millionen Einheiten Paxlovid an die USA (2 Tabletten mit 150 mg Wirkstoff/Tag x 5 Tage = 1.5 g Wirkstoff pro Behandlungszyklus x 10 Millionen ergibt 15,000 kg) sind in diesem empfehlenswerten Blog von Derek Lowe (hier) zusammengefasst. 

Pfizer hat im November 2021 die Vergabe von kostenfreien Lizenzen für die Herstellung und den kostengünstigen Verkauf von Paxlovid an 95 Entwicklungsländer in Afrika und Asien bekanntgegeben.

Mein Fazit!

  • Paxlovid ist, früh eingesetzt, ein hochwirksames Medikament in Tablettenform zur Vermeidung von schweren Verläufen nach SARS-CoV2 Infektion (auch Omikron Infektionen!) bei Risikopatienten.
  • Potentiell schädliche Wechselwirkungen mit anderen gleichzeitig verabreichten Medikamenten sollte vor einer Paxlovid Einnahme akribisch überprüft werden.
  • Paxlovid eignet sich ausschließlich für die Therapie einer akuten SARS-CoV2 Erkrankung, nicht als vorbeugender Schutz vor einer Infektion.
  • Die Verfügbarkeit von Paxlovid ist in absehbarer Zeit begrenzt, die Kosten pro Behandlung sind im Vergleich zu einer vorbeugenden Impfung mehr als zehnfach höher (Paxlovid: 530 USD/Behandlungszyklus; Impfung mit dem BioNTech/Pfizer Impfstoff Comirnaty: 20 USD/Dosis).
  • Paxlovid ist ein sehr wertvolles neues Covid-19 Medikament, stellt aber aufgrund der Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen, seiner derzeit begrenzten Verfügbarkeit, seines vergleichsweise hohen Preises und der Tatsache, dass es keinen vorbeugenden Schutz bietet, keinen adäquaten Ersatz für eine Impfung dar.

Update 06. Mai 2022

  • In den ersten klinischen Studien zeigte Paxlovid - wie in untenstehendem Blog diskutiert - gute Wirksamkeit bei der Verhinderung von Krankenhausaufenthalten oder Todesfällen bei ungeimpften Patienten nach Infektion mit der Delta-Variante, sowohl bei Hochrisikopatienten als auch bei Standardrisikopatienten.
  • Eine neue von Pfizer durchgeführte Studie mit 3.000 Patienten zeigt nun, dass Paxlovid nicht prophylaktisch gegen Infektion mit der Omikron Variante wirkt (Pizer press release vom 29. April 2022, siehe hier)!
  • Ob Paxlovid, in der inzwischen zum großen Teil geimpften Bevölkerung, gegen schwere Verläufe nach einer Omikron Infektion schützt, ist derzeit unklar und muss erst durch weitere Studien abgeklärt werden.



Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com 

Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönliche Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.















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