Krankenversicherung als Rentner - besser privat oder gesetzlich krankenversichert? Blog#8
Wie im letzten Blog beschrieben, werde ich ab Juni 2022 meine Rente („abschlagspflichtige Altersrente mit 63 Jahren für langjährig Versicherte“) beziehen.
Ich bin seit mehr als 30 Jahren privat krankenversichert und muss/darf daher als Rentner natürlich auch weiterhin privat versichert bleiben. Trotzdem habe ich mich, rein hypothetisch, gefragt ob es für mich als Rentner finanziell besser wäre gesetzlich krankenversichert zu sein.
Zusammenfassung / Fazit:
- Abhängig von der Zusammensetzung und Höhe der Einkunftsarten in der Rentenphase kann die gesetzliche Krankenversicherung der Rentner (KVdR) oder die private Krankenversicherung (PKV) günstiger sein.
- Für Rentner mit geringen Einnahmen aus gesetzlicher Rente und Betriebsrente, aber relativ hohen Einkünften aus Vermietung und Kapitalvermögen, ist die KVdR attraktiv (Achtung: dies gilt NICHT für freiwillig gesetzlich versicherte Rentner; siehe unten!).
- Für Rentner mit relativ hohen Einkünften aus der gesetzlichen Rente und Betriebsrente kann - wie in meinem Fall - die PKV bei besseren Leistungen günstiger als die KVdR sein!
Wer in Rente geht, gehört bezüglich der Krankenversicherung (KV) zu einer von drei Gruppen:
- Rentner, die in der Krankenversicherung (KV) der Rentner pflichtversichert sind (Krankenversicherung der Rentner, KVdR):
- in die KVdR wird nur aufgenommen, wer in der zweiten Hälfte seines Erwerbslebens zu 90 Prozent der Zeit gesetzlich versichert war (9/10-Regelung). Dabei ist es nicht von Belang, ob man während der Erwerbstätigkeit pflichtversichert, freiwillig versichert oder familienversichert war – es genügt, dass man überhaupt Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse war.
- In der KVdR pflichtversicherte Rentner müssen auf Einkünfte aus der gesetzlichen Rente und aus Versorgungbezügen (Betriebsrenten, Direktversicherungen etc.) Krankenkassenbeiträge bezahlen (Details siehe untenstehende Beispielrechnung).
- Rentner, die freiwillig gesetzlich versichert sind:
- Rentner, die die Kriterien für eine Aufnahme in die KVdR nicht erfüllen werden im Rentenalter als freiwilliges Mitglied geführt.
- Freiwillig gesetzlich versicherte Rentner müssen auf Einkünfte aus der gesetzlichen Rente, aus Versorgungbezügen (Betriebsrenten, Direktversicherungen etc.) UND zusätzlich auf private Einnahmen (Mieteinkünfte, Kapitalerträge etc.) Krankenkassenbeiträge bezahlen (Details siehe untenstehende Beispielrechnung).
- Da auf alle Einkunftsarten Beiträge (>15%) zur Krankenversicherung und Pflegeversicherung bezahlt werden müssen, kann das richtig teuer werden (siehe unten aufgeführte Beispielrechnung)!
- Rentner, die privat krankenversichert (PKV) sind:
- In der privaten Krankenversicherung ist der Beitrag im Rentenalter unabhängig von den Einkünften, zudem können einzelne Tarifbausteine (zB Krankentagegeld) im Alter entfallen, sodass der Beitrag günstiger werden kann.
Beispielrechnung für monatliche Krankenversicherungsbeiträge im Rentenalter:
Zur Verdeutlichung hier eine Beispielrechnung (Tabelle 1) eines Rentners mit fiktiven Einnahmen aus gesetzlicher Rente, Betriebsrente, Vermietungen und Kapitalerträgen.
- Hierzu habe ich die aktuellen Beitragssätze der TK Krankenversicherung unter Berücksichtigung des gültigen Freibetrags für Betriebsrenten (164,50 €) verwendet.
- Der monatliche Beitrag zur PKV ist unabhängig von den Einkünften. Der hier zur Berechnung verwendete Betrag basiert auf meinem derzeitigen monatlichen PKV Beitrag (incl. Pflegeversicherung) plus maximalem Selbstbeteiligungsbeitrag (jährlicher max. Betrag dividiert durch 12 ergibt den max. Betrag/Monat). Die in untenstehender Tabelle 1 angegebenen Einkünfte pro Monat aus Gesetzlicher Rente, Betriebsrente etc sollen nur als Beispiel dienen und sind "frei erfunden". Zudem werde ich in den nächsten Wochen mit meinem PKV-Berater mögliche Einsparpotentiale für die Rentenphase besprechen. Update 16.05.2022: Ich habe inzwischen meinen PKV Tarif für die Rentenphase auf den Tarif AktiMed Best S der Allianz PKV mit 3000 Euro Selbstbeteiligung pro Jahr umstellen lassen. Im Vergleich zur KVdR spare ich mit diesem Tarif, bei besseren Leistungen, mehr als 400 Euro pro Monat (selbst für den Fall dass der maximale Selbstbeteiligungsbetrag bezahlt wird)!
- Berücksichtigt in dieser Beispielrechnung ist weiterhin, dass alle privat und gesetzlich versicherten Rentner einen Zuschuss vom Rentenversicherungsträger (anstelle Ihres Arbeitgebers) von 7,9% bezogen auf die gesetzlichen Renteneinkünfte erhalten.
- Im obigen Beispiel beträgt der monatliche PKV-Beitrag 569 Euro (nach Abzug des Zuschusses vom Rentenversicherungsträger)
- ist damit günstiger als die KVdR (Differenz von 58 Euro/Monat) oder die freiwillig gesetzliche KV (Differenz von 331 Euro/ Monat).
- Im Falle höherer Einkünfte aus Gesetzlicher Rente und/oder Betriebsrente, ist der finanzielle Vorteil der PKV noch ausgeprägter; zB Betriebsrente 3500 Euro/Monat ansonsten keine Änderung in o.a. Beispielrechnung ergibt:
- KVdR = 853 €/Monat; freiwillig gesetzl. KV = 1127 €/Monat; PKV = 569 €/Monat;
- d.h. PKV ist 284 €/Monat bzw. 558 €/Monat günstiger als KVdR bzw. freiwillig ges. KV!
- Im Falle geringerer Einkünfte aus Gesetzlicher Rente und Betriebsrente - zB ausschließlich Einnahmen von 2000 €/Monat aus Gesetzl. Rente - ist die KVdR mit 219 €/Monat am günstigsten (zusätzliche Mieteinkünfte und Kapitalerträge wirken sich für die KVdR NICHT beitragserhöhend aus!).
Fazit:
- Abhängig von der Zusammensetzung und Höhe der Einkunftsarten in der Rentenphase kann die PKV - wie in meinem Fall - bei besseren Leistungen günstiger als die KVdR (oder die freiwillig gesetzliche KV) sein!
Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönliche Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.