Neuer COVID19 Protein-Impfstoff - Nuvaxovid® von Novavax. Blog#9

 In dieser Woche wurden die ersten 1,4 Millionen Dosen des von der US-Firma Novavax entwickelten  COVID19 Protein-Impfstoffes Nuvaxovid® nach Deutschland geliefert.

Wie wirkt dieser neue Impfstoff und wie vergleicht sich das mit den Wirkprinzipien der mRNA- und Vektor-Impfstoffe, ist Nuvaxovid ein Totimpfstoff und wer profitiert von diesem neuartigen Impfstoff? 

Zusammenfassung/ Fazit

  • Nuvaxovid ist ein neuartiger Protein-Impfstoff bestehend aus rekombinantem SARS-CoV-2 Spike-Protein und einem Wirkverstärker (Matrix M). Nuvaxovid ist, wie auch alle anderen in der EU zugelassenen mRNA- und Vektor-Impfstoffe, kein klassischer Totimpfstoff.
  • Nuvaxovid hat in Zulassungsstudien einen 90-prozentigen Impfschutz gegen die Alpha-Variante gezeigt und war damit vergleichbar wirksam wie die mRNA-Impfstoffe. Wie gut Nuvaxovid gegen Omikron wirkt, ist derzeit unklar.
  • Nuvaxovid hat im Dezember 2021 eine bedingte Zulassung von der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) erhalten, die Stiko hat Nuvaxovid am 15. Februar 2022 zur Grundimmunisierung von Personen ab 18 Jahren empfohlen. In den USA ist Nuvaxovid noch nicht zugelassen.
  • Nuvaxovid ist für diejenigen, die aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen mRNA- oder Vektor-Impfstoffe nicht nutzen wollen oder können, eine wertvolle Ergänzung des Impfstoff-Angebots. Warum ich mich derzeit dennoch für einen mRNA Impfstoff entscheiden würde: siehe ganz unten unter  „Mein Fazit“.

Wirkprinzipen der verschiedenen COVID19 Impfstoffe 

Bei den ersten vier in der EU zugelassenen COVID19-Impfstoffen

  • mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna und
  • Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Janssen

wird ein genetischer Code (in Form von RNA oder DNA) verimpft, der in menschlichen Zellen zur Herstellung von Spike-Proteinen benutzt wird. Diese im menschlichen Körper produzierten Spike-Proteine (Virusproteine) lösen eine Immunantwort aus und schützen den Geimpften vor einem schweren Krankheitsverlauf (siehe Abb. 1).

Im Falle des neuen Protein-Impfstoffes Nuvaxovid wird das Spike-Protein im Labor hergestellt, anschließend zu einem  virusähnlichen Nanopartikels verpackt und intramuskulär verimpft. Dadurch wird die körpereigene Immunantwort ausgelöst, die allerdings im Falle des Protein-Impfstoffes noch verstärkt werden muss. Daher wird ein Wirkverstärker (Adjuvans) auf Saponinbasis dem Protein-Impfstoff beigemischt (weitere Details siehe unten).

Nuvaxovid, wie auch die mRNA- und Vektor-Impfstoffe sind keine klassische Totimpfstoffe. Alle diese Impfstoffe enthalten aber keine Erreger oder Erreger-Bestandteile, die sich selber vermehren oder eine Erkrankung auslösen können, und können daher mit Totimpfstoffen gleichgesetzt werden.

Unterschiede kurz zusammengefasst:

  • mRNA- und Vektor-Impfstoffe: Bauanleitungen für Spike-Protein werden in menschliche Zellen eingeschleust und Spike-Protein wird im menschlichen Körper hergestellt.
  • Protein-Impfstoff: Spike-Protein wird im Labor hergestellt und dann verimpft. Das Spike-Protein gelangt nicht in die menschlichen Zellen. Es muss ein Wirkverstärker (Adjuvans) beigemischt werden.


Abb. 1: Schematische Darstellung der Wirkweise eines mRNA-Impfstoffs, Vektor-Impfstoffs und Protein-Impfstoffs.

Nuvaxovid - Zusammensetzung und Herstellung des Protein-Impfstoffes

Protein-Impfstoffe werden seit Jahrzehnten für Impfungen gegen Hepatitis-B und HPV (humane Papillomaviren) eingesetzt. Jedoch ist der häufig vermittelte Eindruck, dass es sich bei Nuvaxovid im Gegensatz zu den mRNA- und Vektor-Impfstoffen um eine "klassische" Technologie handelt, nicht korrekt. Tatsächlich handelt es sich bei Nuvaxovid um einen rekombinanten Spike-Protein Nanopartikel Komplex kombiniert mit einem Matrix-M1-Adjuvans, also um eine neuentwickelte „hightech“ Variante eines Protein-Impfstoffs (siehe Abb. 2 und untenstehende Erklärungen in kursiver Schrift).


Abb. 2: Modellhafte Darstellung von Nuvaxovid (NVX-CoV2373): Ein Nanopartikel entsteht durch Zusammenlagerung der rekombinant gewonnenen Spike-Proteine um einen mizellaren Polysorbat-80 (PS80) Kern. Verstärkt wird die immunogene Wirkung durch das Adjuvanz Matrix-M, mit käfigartiger Struktur.

Ein Vorteil von Nuvaxovid ist die relativ hohe Stabilität, die eine Lagerung über mehrere Monate bei Kühlschranktemperatur ermöglicht.

Hier in kursiver Schrift weitere Details für die besonders Interessierten. Ansonsten bitte diesen Absatz überspringen!

Herstellung der Spike-Proteine

  • Zelllinien aus den Ovarien des Nachtfalters Scodptera frugiperda (Sf9) werden mit einem rekombinanten Baculovirus infiziert, das genetisch so verändert wurde, dass die Sf9-Zellen nach Transfektion, Spike-Proteine produzieren.
  • Die produzierten Spike-Proteine werden auf der Oberfläche der Sf9 Zellen in der sogenannten Präfusionskonformation (via Austausch zweier Aminosäuren: K986P und V987P) exprimiert, von wo sie extrahiert und aufgereinigt werden.

Herstellung des Impfstoffes

  • Bei der weiteren Verarbeitung bilden die Spike-Proteine Nanopartikel, die aus bis zu 14-Protein-Trimeren zusammengesetzt sind und deren Transmembrandomänen in einer Polysorbat-80-haltigen Mizelle eingelagert sind.
  • Der fertige Impfstoff enthält pro Dosis 5 Mikrogramm Spike-Protein und 50 Mikrogramm Adjuvans (Matrix M: zwei Fraktionen eines Extraktes aus der Rinde des chilenischen Seifenrindenbaumes) sowie diverse Lipide in einem halben Milliliter Flüssigkeitsvolumen.
  • Die Zugabe des Saponin-basierten Adjuvans Matrix-M unterstützt die Aktivierung der Zellen des angeborenen Immunsystems, was das Ausmaß der Spike-Protein-spezifischen Immunantwort erhöht. Die beiden Impfstoffkomponenten lösen B- und T-Zell-Immunantworten auf das Spike-Protein aus, einschließlich neutralisierender Antikörper, die zum Schutz gegen COVID-19 beitragen können.
  • Daher wird Nuvaxovid  auch als „SARS-CoV-2 rS-Protein-Nanopartikel (rekombinanter Spike) mit Matrix-M1-Adjuvans“ bezeichnet!

Klinische Ergebnisse – Wirksamkeit und Nebenwirkungen

Zwei Dosen Nuvaxovid wurden in klinischen Studien im Abstand von drei Wochen intramuskulär verabreicht. Nach der Impfung wurden die typischen, milden Impfreaktionen wie Schmerzen, Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen beobachtet.

Der Novavax-Impfstoff zeigte in den Zulassungsstudien einen 90-prozentigen Impfschutz gegen die Alpha-Variante und damit eine mit den mRNA-Impfstoffen vergleichbare Wirksamkeit. Aussagen zur Wirksamkeit gegen Omikron können noch nicht getroffen werden.

Da noch keine Daten ausserhalb der klinischen Studien vorliegen, kann man derzeit nicht beurteilen, wie lange der Impfschutz anhält.

Status der FDA und EMA Zulassungen und Verimpfung in Deutschland

Obgleich die klinischen Studien bereits vor mehr als einem Jahr (Januar 2021) erfolgreich beendet waren, hat Nuvaxovid bis heute keine Zulassung von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA erhalten. Die Gründe für diese Verzögerung sind nicht bekannt. Es könnte schlicht an Produktionsproblemen liegen (die FDA prüft, im Gegensatz zur EMA, vor Zulassung ob der Hersteller ohne Einschränkungen produzieren und ausliefern kann) oder aber daran, dass die FDA weitere Fragen zu Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Produktionsprozess, Qualitätskontrolle etc. hat.

Am 20. Dezember 2021 hat Nuvaxovid eine bedingte Zulassung von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) erhalten, die Stiko sprach eine Empfehlung von Nuvaxovid zur Grundimmunisierung von Personen ab 18 Jahren am 15. Februar 2022 aus. Die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit wird zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen.

Da Daten zur Wirksamkeit und zur Verträglichkeit als Booster fehlen, ist die Nuvaxovid Impfung derzeit noch nicht für die dritte Spritze zugelassen.

Für die Woche vom 21. Februar 2022 wurde eine erste Lieferung von 1,4 Millionen Dosen nach Deutschland, für die darauffolgenden Woche nochmals eine Million angekündigt. Insgesamt wird Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bis zu 34 Millionen Impfstoffdosen Nuvaxovid erhalten. Die Impfung soll zunächst vor allem ungeimpften Beschäftigten im Gesundheitswesen angeboten werden.

Mein persönliches Fazit

Der Protein-Impfstoff Nuvaxovid ist für diejenigen, die aus persönlichen oder gesundheitlichen Gründen mRNA- oder Vektor-Impfstoffe nicht nutzen möchten oder können, eine wertvolle Ergänzung des Impfstoff Angebots.

Persönlich würde ich derzeit einen mRNA-Impfstoff aus folgenden Gründen bevorzugen: 

  • Die Wirksamkeit von Nuvaxovid für die derzeit grassierende Omikron-Variante ist unklar.
  • Eine gute Datenbasis zur Einschätzung sehr seltener Nebenwirkungen von Nuvaxovid (zB durch Adjuvans) fehlt.
  • Eine Zulassung durch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA ist noch nicht erfolgt.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com 

Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönliche Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.

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