COVID19: Warum erkranken manche heftig, andere kaum? Blog#17
In meinem Bekanntenkreis gab es in den letzten Wochen viele Corona-infizierte Personen, alle geimpft, die meisten geboostert. Auffällig war, dass die Krankheitsverläufe deutlich unterschiedlich waren, auch bei Personen die im selben Haushalt leben und sich vermutlich in derselben Situation infiziert haben. Manche hatten keine Beschwerden, ohne Antigentest wäre die Infektion also unbemerkt geblieben, andere hatten schwerere Symptome und mussten sich daher ein bis zwei Wochen zuhause auskurieren.
Warum sind manche Menschen, selbst Ungeimpfte, sehr gut vor den Folgen einer Corona Infektion geschützt, während andere schwer erkranken, auf der Intensivstation landen oder gar an der Infektion sterben?
1. Schutz durch kreuzreaktive T-Zellen
Bereits im Sommer des letzten Jahres führten Forscher des Imperial College in London eine aufschlussreiche klinische Studie durch:
- 34 gesunden jungen Freiwilligen, die weder geimpft noch genesen waren, wurde eine geringe Dosis der ursprünglichen Variante des Sars-CoV2 Virus in die Nase getropft.
- 18 davon erkrankten mit milden Symptomen, bei den übrigen 16 konnte keine Infektion nachgewiesen werden. Offenbar war ihr Immunsystem in der Lage, die Infektion schon im Keim zu ersticken.
Diese klinischen Ergebnisse könnten sich dadurch erklären lassen, dass 16 der 34 Freiwilligen durch frühere Infektionen mit einer oder mehreren, der seit langem kursierenden vier harmlosen Corona-Erkältungsviren, OC43, HKU1, NL63 und 229E, geschützt waren. Durch die frühere(n) Infektion(en) waren langlebige T-Zellen vorhanden, die das neue Sars-CoV2 Virus erkennen und sofort ausschalten. Man spricht hier von kreuzreaktiven T-Zellen. Es gibt Hinweise, dass auch andere Virus-Infektionen, zB mit dem Schweinegrippe Erreger, Sars-CoV2 kreuzreaktive T-Zellen produzieren.
2. Schutz durch genetische Faktoren
Es ist bereits seit längerem bekannt, dass bestimmte genetische Mutationen vor Krankheiten, wie zB Malaria, Tuberkulose, Influenza oder HIV, schützen können. Damit ein HI-Virus (HIV) an menschliche Zellen andocken und in sie eindringen kann, nutzt das Virus den körpereigenen CCR5-Rezeptor. Fehlt der CCR5 Rezeptor, kann das Virus nicht in die Zelle eindringen. Etwa ein Prozent der europäischen Bevölkerung hat, aufgrund einer homozygoten Genmutation (CCR5-Delta-32) keinen CCR5 Rezeptor und ist daher "immun" gegen HIV-Infektionen.
Das Sars-CoV2 Virus nutzt den ACE2-Rezeptor um in die Zelle einzudringen und daher ist es naheliegend den Effekt genetischer Mutationen des ACE-2 Rezeptors auf Sars-CoV2 Infektionen zu untersuchen. Ob und wie groß der Effekt von Mutationen im ACE2-Rezeptor oder anderer genetische Faktoren im Allgemeinen ist, ist allerdings derzeit noch unklar.
3. Virusmenge und Schwellenwert
Um sich zu infizieren, muss man mit einer gewissen Dosis eines Erregers in Kontakt kommen, dh ein bestimmter, individuell verschieden hoher, Schwellenwert muss überschritten werden. Der Schwellenwert hängt von der Leistungsfähigkeit unserer Immunabwehr ab, die wiederum von vielen Faktoren abhängig ist, u.a.:
- Alter - mit fortschreitendem Alter lässt die Leistung unserer Immunabwehr nach, die sogenannte Immunoseneszenz kommt zum Tragen.
- Geschlecht - Frauen haben ein stärkeres Immunsystem als Männer und die Sterblichkeitsrate bei Männer liegt mehr als 50% höher als bei Frauen.
- Allgemeiner Gesundheitszustand - Diabetes und Übergewicht dämpfen die Abwehrkräfte und sind daher weitere Risikofaktoren.
- Blutgruppe - Infizierte der Blutgruppe 0 können das Virus leicht weitergeben, während Personen mit Blutgruppe AB sich sehr leicht anstecken, aber die Infektion weniger leicht weitergeben.
- Vorerkrankungen und Impfstatus - frühere Infektionen mit harmlosen Corona-Erkältungsviren und insbesondere Impfungen mit Covid19 Impfstoffen bereiten die körpereigene Immunabwehr auf die Bekämpfung des Sars-CoV2 Virus vor.
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Fazit
- Ein substantieller Anteil, geschätzt 30-40%, der Menschen sind durch kreuzreaktive T-Zellen vor einer Sars-CoV2 Infektion (weitgehend) geschützt.
- Die Schwere einer Corona-Infektion hängt von vielfältigen Faktoren ab, wie zB Virusmutante, Viruslast, individueller Status des Immunsystems (der wiederum von Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, Impfstatus... abhängig ist).
- Man kann sich vor einer Sars-CoV2 Infektion mit schwerer Symptomatik zuverlässig schützen, indem man die Viruslast minimiert - dh Schutzmaske trägt - und das Immunsystem auf die Bekämpfung des Sars-CoV2 Virus optimal vorbereitet - dh den Impfempfehlungen folgt.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönliche Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.