Heuschnupfen - Ursachen und Therapieoptionen! Blog#21

Was sind die Auslöser einer Heuschnupfen-Allergie und was kann ein Allergiker tun um sich zu schützen?

Rund 15-20 Prozent der Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens an Heuschnupfen. Bei Heuschnupfen handelt es sich um eine Allergie gegen Pflanzenpollen, genauer gesagt, um eine allergische Reaktion gegen definierte Pflanzen-Proteine, die den Pollen anhaften und sich bei Kontakt mit menschlicher Schleimhaut von den Pollen ablösen.

Ursachen für die allergische Reaktion

Bei einer Allergie laufen ganz ähnliche Vorgänge ab wie bei einer normalen Immunabwehr: das Immunsystem identifiziert einen Eindringling als Gefahr und reagiert darauf. Bei einer Infektion mit einem Virus oder anderen Krankheitserregern erfüllt dieser Abwehrkampf eine wichtige und sinnvolle Funktion. Eine allergische Reaktion ist problematisch, weil der Körper harmlose Stoffe wie zB den Pollen anhaftende Pflanzen-Proteine oder Nahrungsbestandteile als gefährlich bewertet und dann seine Abwehrkräfte mobilisiert. 

Heuschnupfen gehört zum Allergietyp I, dem sogenannten Soforttyp und wird durch spezifische Antikörper, den Immunoglobulinen E (abgekürzt IgE), ausgelöst. Bei Allergikern existiert ein Überschuss an IgE-Antikörpern. Wenn nun zum Beispiel Pollen auf die Haut oder Schleimhaut treffen, lösen sich die darauf befindlichen Pflanzen-Proteine - also die eigentlichen Allergene - durchdringen die (Schleim)Hautbarriere und docken an IgE-Antikörper an. Die IgE-Antikörper haben sich zuvor mit einer Mastzelle verbunden. Mastzellen sind dort angesiedelt, wo häufig Kontakt mit Allergenen besteht: in der Haut, den Atemwegen oder dem Darm. Sie sind für die allergische Reaktion entscheidend.

Mastzellen speichern unter anderem den Botenstoff Histamin, ein niedermolekularer Botenstoff der bei entzündlichen Prozessen eine wichtige Rolle spielt. Wenn ein Allergen sich mit den angelagerten IgE-Antikörpern verbindet, schüttet die Mastzelle unmittelbar das gespeicherte Histamin und andere Entzündungsbotenstoffe aus.

Die ausgeschütteten Entzündungsstoffe bewirken dann die bei einer allergischen Reaktion beobachteten Symptome: Anschwellen der Haut, erhöhte Produktion von Sekret (Flüssigkeit), Juckreiz, Bildung von Quaddeln oder asthmatische Beschwerden durch die Verengung der Atemwege.

Die Heuschnupfen Symptome sind also eine unangemessene Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Pflanzen-Proteine die dem Blütenstaub von Bäumen, wie Birke, Erle, Hasel, oder Gräsern und Kräutern anhaften.

Pflanzen-Proteine: was macht eine chemische Struktur zum Allergen?

Was ein Molekül zum Allergen macht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hierzu zählen unter anderem Molekülgröße, Partikelbindung, Löslichkeit, Hitze- und Säurestabilität, chemische Reaktivität oder die Fähigkeit zur (Schleim)Hautpenetration. Des Weiteren sind für die Entstehung einer Allergie Faktoren wie die Allergenexposition, deren Dauer, die Allergenmenge sowie die individuelle Haut- beziehungsweise Schleimhautbarrierefunktion von Bedeutung.

Erfreulicherweise gab es in den letzten Jahren einen enormen Erkenntnisgewinn darüber welche konkreten Pflanzen-Proteinen ursächlich für die Heuschnupfen-Allergie verantwortlich sind. Größtenteils gehören diese Proteine zur Klasse der Glyko- bzw. Lipo-Proteinen, also Proteinen mit Zuckerresten  (Glykoproteine) oder Fettsäuresäureresten (Lipo-Proteine). Ein up-to-date Übersichtsartikel ist hierzu kürzlich erschienen.

Ein Beispiel für ein Allergie auslösendes Protein ist Bet v 1, das Hauptallergen der Hänge-Birke (Betula verrucosa; daher die Abkürzung Bet v) und der Auslöser der Birkenpollenallergie beim Menschen. Pollen anderer Heuschnupfen auslösender Pflanzen tragen andere definierte Pflanzen-Proteine, so wurde zB bei Gräsern das Protein Phl p 1, bei Kräutern das Proteine Art v 1 als Hauptallergen identifiziert.

Bet v 1 gehört  zu einer Proteinfamilie, deren Vertreter als Antwort auf biotischen und abiotischen Stress in verschiedenen Gewebetypen gebildet werden. Zwar ist die genaue Funktion von Bet v 1 für die Hänge-Birke bislang unbekannt, die 3D-Struktur (siehe Abb. 1) sowie Daten von Bindungsstudien deuten aber darauf hin, dass es sich um einen Carrier für Steroidhormone handeln könnte, der eine Rolle bei der Abwehr von Pathogenen, sowie bei der Entwicklung und beim Wachstum der Pflanze spielt. Von Bet v 1 sind mehrere Isoforme mit unterschiedlich starker Allergenität bekannt. Die Isoform-Zusammensetzung der im Pollen vorkommenden Bet v 1- Proteine variiert von Baum zu Baum, weshalb die Stärke der Allergenität der Pollen für jeden einzelnen Birkenbaum individuell ist!

Abb. 1: Struktur des Pollenallergens Bet v 1(Hänge-Birke) von zwei Seiten, nach PDB 1 QMR. Bet v 1 ist ein aus 159 Aminosäuren bestehendes monomeres Protein. 


Therapiemöglichkeiten

Ursächliche Behandlung durch spezifische Immuntherapie (Allergen Immuntherapie oder Hyposensibilisierung)

  • Gilt als einzige Heuschnupfentherapie, die bei der Ursache ansetzt und nicht nur Symptome behandelt. Mit langsam ansteigenden Dosen des allergieauslösenden Stoffs wird das Immunsystem daran gewöhnt, das Allergen zu tolerieren. Die Erfolgsquoten bei Heuschnupfen ist hoch (mindestens 70%) und nach erfolgreicher Therapie braucht der Heuschnupfenallergiker deutlich weniger bis keine Medikamente mehr.

Behandlung der Symptome durch Medikamente

  • Antihistaminika werden bei allergischen Beschwerden wie verstopfte Nase, Fließschnupfen oder Augenjucken und -brennen meist recht erfolgreich eingesetzt. Sie blockieren die Wirkung des Botenstoffs Histamin, der an der allergischen Reaktion beteiligt ist. Moderne Antihistaminika der 3. Generation (zB Levocetirizin, Desloratadin) zeigen kaum noch die unerwünschten Nebenwirkungen der Vorgänger, wie Müdigkeit und Schläfrigkeit.
  • Kortison: Bei stärkeren Beschwerden helfen Kortisonpräparate als Nasenspray zur örtlichen Anwendung. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören trockene Nasenschleimhäute und Nasenbluten.
  • Cromone (zB  Cromoglicinsäure) hindern die Mastzellen daran, Histamine oder andere Botenstoffe auszuschütten („Mastzellstabilisatoren“). Dazu brauchen die Medikamente einen gewissen Vorlauf, das heisst, sie wirken nicht sofort, sondern mit Verzögerung. Mit der Anwendung dieser Nasensprays oder Augentropfen sollte also mindestens eine Woche vor dem erwarteten Pollenflug begonnen werden.
  • Alpha-Sympathomimetika (zB Oxymetazolin, Xylometazolin) dienen als Wirkstoff in Nasensprays, die Schleimhäute abschwellen lassen.
  • Beta-2-Sympathomimetika (zB Salbutamol, Fenoterol, Salmeterol) weiten die Bronchien. Sie sind in Asthmasprays gegen akute Anfälle oder in länger wirkenden Mitteln zur Dauertherapie enthalten.
  • Leukotrien-Antagonisten (zB Montelukast) blockieren die Andockstellen der Leukotriene, sodass sie nicht mehr wirken können. Leukotriene gehören zu den Entzündungsbotenstoffen, die hauptsächlich für allergisches Asthma, aber auch für Heuschnupfen verantwortlich gemacht werden.

Fazit

  • Eine Heuschnupfen-Allergie wird durch spezifische Pflanzen-Proteine verursacht. In den letzten Jahren gab es große Fortschritte bei der detaillierten Erforschung dieser Proteine. Diese neuen Erkenntnisse sind für das grundlegende Verständnis von allergischen Reaktionen und Kreuzreaktivitäten, für die Entwicklung verbesserter Allergiediagnostika und neuartiger Allergietherapeutika von essententieller Bedeutung.
  • Die Hyposensibilisierung ist die einzige ursächliche Therapieoption, während die Einnahme von Medikamenten lediglich die Symptome lindert.
  • Last not least sollte jeder Betroffene versuchen die Allergen Belastung im Alltag durch angepasste Verhaltensweisen zu reduzieren (Aktivitäten außer Haus nach Intensität des Pollenflugs ausrichten, FFP2 Maske tragen, Haare vor Zubettgehen waschen, Luftreiniger und Staubsauger mit Hepa-Filter verwenden….).

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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com 
Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönliche Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.

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