Katzenhaarallergie - Ursache, Diagnose und Behandlung! Blog#19

Etwa 10% der Menschen in Deutschland leiden unter einer Katzenhaarallergie. Einer Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ I ("Sofortreaktion"), die sich in Beschwerden wie laufende Nase, Niesen, Husten, allergisches Asthma, Juckreiz und Hautausschlag äußert. Diese allergischen Reaktionen werden nicht durch Katzenhaare ausgelöst, sondern durch ein Protein das im Speichel, den Talg- und Schweißdrüsen aller Katzen vorkommt! 

Was weiß man über das Katzenhaarallergie auslösende Protein, wie kann man zweifelsfrei feststellen ob man unter einer Katzenhaarallergie leidet und welche Möglichkeiten hat der Allergiker sich zu schützen?

Ursache: Fel d1 Protein

Das Hauptallergen, der Allergie auslösende Stoff, ist ein Protein mit der Bezeichnung Fel d1, eine Abkürzung von Felis domesticus (lat. für Hauskatze), ergänzt um die 1 weil es sich um das erste, im Jahre 1991 entdeckte, Katzenhaarallergen handelt. 

  • Insgesamt sind acht Katzenallergene, Fel d1 bis Fel d8, bekannt. Feld d1 ist jedoch das bei weitem wichtigste und stärkste Allergen und etwa 90 - 96% der Katzenhaarallergiker sind auf Fel d1 sensibilisiert. 
  • Die Hauptquellen für Fel d1 sind der Speichel und die Talgdrüsen, weiterhin ist Fel d1 in Tränen-, Analdrüsensekreten und im Urin vorhanden. Das im Speichel enthaltene Fel d1 wird bei der Fellpflege verteilt, wobei die Papillen auf der Zunge der Katze das Sekret effizient aufnehmen und ablagern. Von dort aus wird Fel d1 über sehr kleine, < 4  µM große, Hautschuppenpartikel verteilt. 
  • Das Protein, Fel d1 ist chemisch sehr stabil und "klebrig“, gelangt auf diesen sehr kleinen Hautschuppen in die Umwelt, wo es mehrere Tage in der Luft bleiben kann und sich dann breit auf Kleider, Oberflächen, Wänden, Polstergruppen, Matratzen, Teppichen und Vorhängen verteilt. Das Allergen findet sich nicht nur in den Wohnungen von Katzenhaltern, sondern wird von dort auch in öffentliche Räume weiter verbreitet.

Alle Katzen, auch Nacktkatzen, bilden das Protein Fel d1, unabhängig von der Rasse! Bei Kater, vermutlich unter dem Einfluss von Testosteron, findet man größere Mengen Fel d1, als bei kastrierten Kater oder Weibchen. Die Menge an produziertem Fel d1 kann bei älteren Katzen abnehmen.

Seit seiner Entdeckung im Jahre 1991 wurde Fel d1 umfassend strukturchemisch, biochemisch und immunologisch charakterisiert. Fel d1 ist ein komplexes, 35-39 kDa großes Tetramer, dass aus zwei nicht kovalent verbundenen 18 kDa Heterodimeren besteht. Die 3D-Struktur von Fel d1 zeigt zwei, 350 Angström und 750 Angström große, Hohlräume, sodass Fel d1 möglicherweise als Transportprotein für andere Hormone dienen könnte (weitere Details zur Struktur siehe hier).

Leider weiß man aber bis heute nicht, für welchen Zweck Fel d1 im Katzenkörper eigentlich gebildet wird! Daher lässt sich derzeit nicht zweifelsfrei abschätzen, ob eine deutliche Reduktion des Fel d1 Proteins in der Katze, zB durch eine Impfung oder Anwendung der CRISPR-Technologie, problemlos ist oder aber das der Katze langfristig schaden könnte.

Diagnose einer Katzenhaarallergie

Eine Katzenhaarallergie kann der Arzt mittels eines Intrakutantest, eines Bluttests oder eines Provokationstests feststellen. 

  • Beim Intrakutantest wird das Testallergen direkt unter die Hautoberfläche gespritzt und dann, wie beim Pricktest die Reaktion abgewartet. 
  • Beim Bluttest wird anhand einer Blutprobe ermittelt ob IgE-Antikörper im Blut enthalten sind, die sich gegen Fel d1 gebildet haben.  Ein erhöhter IgE-Wert weist auf eine Allergiebereitschaft gegenüber dem Allergen hin. 
  • Beim Provokationstest wird eine winzige Menge Fel d1 auf die Nasenschleimhaut oder Augenbindehaut aufgetragen und die Reaktion beobachtet. Weil es dabei jedoch zu heftigen allergischen Reaktionen kommen kann, wird der Provokationstest nur in einer Klinik oder speziell ausgerüsteten Praxis durchgeführt.

Wie kann sich der Allergiker schützen? - 6 Optionen!

Option 1- Trennung von der Katze
  • Bei sehr deutlichen und heftigen Symptomen wie zB schwerer Atemnot und Asthma, ist es aus medizinischer Sicht angeraten, sich von dem Tier zu trennen. Diese Entscheidung fällt natürlich keinem Katzenbesitzer leicht, die ärztliche Empfehlung stößt deshalb oft auf Ablehnung.
Option 2- Allergen-Reduktion
  • Neben der regelmäßigen, gründlichen Reinigung der Räume inkl. Teppichen und Polstern werden zB der Einsatz von Raumluftfiltern oder das Baden der Katze empfohlen. Diese Maßnahmen sind aber allesamt nur eingeschränkt wirksam. Sie haben nur kurzdauernde Wirkung, erfordern meist große Anstrengungen, können teuer und langfristig schwierig beizubehalten sein.
Option 3 - Medikamenteneinnahme des Allergikers
  • Die akuten Beschwerden einer Allergie lassen sich kurzfristig mit Hilfe von Medikamenten (zB Antihistaminika, Kortisonpräparate, Beta-2 Agonisten) lindern. Auch vorbeugend kann eine Medikamenteneinnahme sinnvoll sein, wenn das Risiko besteht, zB in fremden Haushalten mit Katzenhaarallergenen in Kontakt zu kommen.
Option 4 - Hyposensibilisierung des Allergikers
  • Die bislang einzige Möglichkeit, die Allergie ursächlich zu behandeln, ist die sogenannte Hyposensibilisierung. Bei dieser Behandlungsmethode wird der Allergiker über einen genau festgelegten Zeitraum mit einer allmählich ansteigenden Dosis von Fel d1 konfrontiert.
  • Dadurch soll sich der Körper an das Allergen gewöhnen, bis er nach erfolgreicher Behandlung nicht mehr bzw. deutlich weniger auf das Allergen reagiert. Allerdings gibt es zur Wirksamkeit bei Tierhaarallergien nur wenige und kaum aussagekräftige Daten. Verglichen mit der Hyposensibilisierung bei Pollen- oder Hausstaubmilbenallergien ist diese Methode bei Tierhaarallergien bislang weniger standardisiert und erfolgreich, zudem ist die Wahrscheinlichkeit für unerwünschte Nebenwirkungen relativ hoch.
Option 5 - Impfung der Katze
  • Um Fel d1 im Katzenkörper zu neutralisieren, wird das Allergen Fel d1 an ein Virus-ähnliches Partikel - Cucumber mosaic virus CuMVTT - gebunden. Damit wird die Katze geimpft. Ihr Organismus antwortet mit einer Immunreaktion, entwickelt also Antikörper gegen Fel d1. Ergebnis: Das Immunsystem der Katze neutralisiert die im Katzenkörper gebildeten Fel d1 Proteine sofort nach deren Bildung (weitere Details siehe hier).
  • In wissenschaftlichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass nach einer solchen Impfung deutlich weniger Allergene im Katzenkörper sind als vorher und dass die Impfung gut verträglich ist. Zudem geben neun von zehn der Katzenhalter an, sich nach der Impfung der Katze deutlich besser zu fühlen als vorher.
  • Die Zulassung dieses Impfstoffs - HypoCat - hängt jedoch seit Jahren in der Warteschleife. Die Zulassungsbehörden, die für humane Arzneimittel verantwortlich sind fühlen sich für einen Katzen-Impfstoff nicht zuständig. Behörden, die für die Zulassung von Arzneimittel für Tiere zuständig sind haben wiederum die Auflage, dass ein Tier von einem Arzneimittel profitieren muss und das ist hier extrem schwierig zu beweisen. Insbesondere weil man nicht weiß wofür Fel d1 eigentlich im Katzenkörper gut ist.
  • Die Entwickler des Katzenimpfstoffes müssen jetzt auf eine Rückmeldung der Zulassungsbehörden warten und dann weitere Studien durchführen, um nachzuweisen, dass beide Seiten von der Impfung profitieren: Mensch und Katze. Allerdings wird dadurch die ursprünglich für 2022 geplante Einführung des Katzenimpfstoffs auf unbestimmte Zeit verschoben.
Option 6 - neuartiges Katzenfutter

Eine konzeptionell sehr einfache Methode zur lokalen Reduktion von Fel d1 wurde in Form des Katzenfutters, PRO Plan LiveClear von Purina, kürzlich realisiert. Fel d1 neutralisierende Antikörper werden dabei als Beschichtung für Trockenfutter benutzt und da es sich hier um ein Nahrungsergänzungsmittel handelt benötigt der Hersteller, im Gegensatz zu den vorher besprochenen Impfungen, auch keine behördliche Zulassung!
  • Ein Fel d1Antikörper vom Typ Immunglobulin Y (abgekürzt: IgY) wird aus Hühnereiern gewonnen und zur Beschichtung von Trockenfutter genutzt. 
  • Beim Fressen des neuartigen Katzenfutters wird lokal das im Speichel der Katze vorhandene Fel d1 durch die IgY-Antikörper neutralisiert (Antikörper-Antigen-Reaktion), während das im Katzenkörper zirkulierende Fel d1 unbeeinflusst bleibt. 
  • Allerdings wird Fel d1 im Speichel, auch nach mehrwöchiger Fütterung, nur zu 30-50% neutralisiert:
    • Abnahme der durchschnittlichen Konzentration von aktivem Fel d1 im Speichel nach 6 Wochen beträgt ca. 30 Prozent.
    • Eine weitere, Studie mit 105 Katzen zeigte eine durchschnittliche Reduktion von Fel d1 an Haaren und Hautschuppen um 47 Prozent in der 10. Woche (Details siehe hier).

Fazit

  • Etwa 10% der Menschen in Deutschland leiden unter den Folgen einer Katzenhaarallergie.
  • Ein strukturell komplexes Protein - Fel d1 - und nicht Katzenhaare - ist die Ursache der Katzenhaarallergie. Die physiologische Bedeutung dieses Proteins im Katzenkörper ist 20 Jahre nach dessen Entdeckung nicht geklärt.
  • Die Zulassung eines gut wirksamen Katzen-Impfstoffes muss auf unbestimmte Zeit verschoben werden, da nicht klar ist ob Katzen, gesamthaft betrachtet, von dieser Impfung profitieren.
  • Ein neuartiges Katzenfutter kann das im Speichel enthaltene Fel d1 Allergen zu 30-50% neutralisieren.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com 

Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönliche Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.

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