Vierte Impfung gegen Covid-19? Blog#18

Was spricht für und was gegen eine vierte Impfung mit einem der zugelassenen Covid-19 Impfstoffe und welche spannenden, neuartigen Covid-19 Impfstoffe werden derzeit entwickelt?

Fazit

  • Menschen mit einem gesunden Immunsystem unter 70 Jahren sollten sich zwar definitiv dreimal impfen lassen, brauchen derzeit aber keine vierte Impfung mit einem der zugelassenen Impfstoffen. Ältere Menschen oder Menschen mit geschwächten Immunsystem können jedoch von einer zweiten Booster-Impfung ("vierten Impfung") profitieren. Die vierte Impfung sollte mit einem Abstand von etwa 6 Monaten injiziert werden.
  • Neue, spezifisch auf die Omikron Variante angepasste mRNA-Impfstoffe werden bis spätestens Herbst dieses Jahres verfügbar sein.
  • Eine Vielzahl neuer Pan-Corona-Impfstoffe ("Universalimpfstoffe") und nasaler Sprays, die vor einer Covid-19 Infektion schützen sollen, sind in (prä)klinischer Entwicklung (Zulassung dieser Impfstoffe frühestens 2023).
  • Nicht vergessen sollte man, dass zusätzlich ein Arsenal neuer wirkungsvoller, antiviraler Medikamente, zB Paxlovid und therapeutische Antikörper, zur Verfügung steht um schwere Krankheitsverläufe bei denjenigen zu verhindern, die nicht geimpft werden können, oder auf die Impfungen nicht ansprechen.

Eine dritte Impfung ist sinnvoll um sich gegen Omikron zu schützen!

Die dritte Dosis der Impfung gegen Sars-CoV2 Virus verstärkt die Immunantwort bereits so nachhaltig, dass längerfristig ein Schutz vor schwerer Erkrankung besteht (Nature Publikation von M. Nussenzweig et al.; Rockefeller University).

Durch die dritte Impfung mit einem der mRNA-Impfstoffe bildet das Immunsystem ein breites Spektrum an virusneutralisierenden Antikörpern, auch gegen die Omikron Variante, obwohl der Impfstoff nicht speziell auf diese Variante abgestimmt war. Bei nur zwei Dosen waren diese Effekte weit weniger ausgeprägt. Nach der dritten Impfung sinkt zwar die Gesamtzahl der Antikörper wieder ab, die Qualität nimmt über einen Zeitraum von etwa 6 Monaten aber kontinuierlich zu, sodass am Ende die Antikörper zehn- bis hundertmal besser das Sars-CoV2 Virus neutralisieren („Affinitätsreifung“). Ein etwa 6-monatiger Abstand zwischen den Impfungen wird daher empfohlen.

Interessanterweise wurde diese Woche von einer Forschergruppe aus den USA berichtet, dass die dreifache Impfung mit dem BioNTech/Pfizer (BNT/PF) Impfstoff für längere Zeit gegen die Delta-Variante gut schützt, die Schutzwirkung gegen Infektion mit der Omikron Variante aber bereits nach drei Monaten abfällt (Details siehe hier). 

Schutzwirkung des BNT/PF-Impfstoffes vor Hospitalisierung nach Delta-Infektion:

  • Nach Grundimmunisierung (dh zweifache Impfung): 84% Schutz in den ersten 6 Monaten, in den Folgemonaten leichter Rückgang auf 73 %. 
  • Ein Booster steigert die Schutzwirkung in den ersten 3 Monaten auf 89 %, danach Abfall auf 71 %, was aber immer noch ein gutes Ergebnis ist. 

Schutzwirkung des BNT/PF-Impfstoffes vor Hospitalisierung nach Omikron-Infektion:
  • Nach Grundimmunisierung (dh zweifache Impfung): 68% Schutz in den ersten 3 Monaten, 41% nach 9 Monaten.
  • Ein Booster steigert die Schutzwirkung in den ersten 3 Monaten auf 85 %, nach 3 Monaten oder länger fällt der Schutz vor Hospitalisierung auf 55 % ab.

Weiterhin berichtet die UK Health Security Agency in ihrem neuesten Report vom 21. April 2022 (Details siehe hier, insbesondere Figure 1), dass 20 Wochen nach der dritten Impfung kein Schutz gegen eine symptomatische Omikron-Infektion besteht, dass die Booster-Impfung aber weiterhin gegen schwere Erkrankung und Tod schützt.

Zusammengenommen dürften diese Erkenntnisse die Diskussion um eine generelle Empfehlung einer vierten Dosis befeuern. Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie derzeit für Menschen ab 70 Jahren oder für diejenigen mit bestimmten Vorerkrankungen. Noch besser als eine vierte Dosis von BNT/PF oder einem anderen der gegen den Virus-Wildtyp („Wuhan Variante“) konzipierten Impfstoffe, dürfte eine Impfung mit einem auf Omikron angepassten Impfstoff sein. Entsprechende Impfstoffkandidaten werden derzeit klinisch getestet und sollten in der zweiten Jahreshälfte zur Verfügung stehen.

Daher werde ich mich im Herbst dieses Jahres, etwa 8 Monate nach meiner dritten Impfung, mit einem „Omikron-Impfstoff“ impfen lassen. Bis dahin werde ich mich, aufgrund der nachlassenden Wirkung der Dreifach-Impfung, "angemessen" schützen und mein Verhalten flexibel anpassen, sollte sich das Virus in der Zwischenzeit genetisch weiter entwickeln.

Kurzer Überblick über neue Impfstoffe, neue Technologien und neue Applikationsformen

  • Pan-Corona Impfstoffe: global wird an einem Universalimpfstoff geforscht, der nicht nur vor bereits bekannten Coronaviren, sondern auch vor neuen, bislang unbekannten, Varianten schützt. Dafür wird nach unveränderlichen Stellen in Bauteilen des Virus gesucht und diese verwundbare Stelle zur Abwehr genutzt. Weitere Details zu Pan-Corona Impfstoffen, siehe hier und hier.
  • Spike-Ferritin-Nanopartikel (SpFN): dabei handelt es sich um eine Art künstlichen Proteinball, an dem sehr viele Virus-Elemente – Antigen präsentierende Bausteine – platziert sind. Für Influenzastämme sind diese Ferritin-Impfstoffe bereits in der klinischen Phase I. In einem nächsten Schritt könnte man auch an einen Kombinationsimpfstoff für Influenza- und Sars-CoV-2-Viren denken.
  • Nasensprays: Impfstoffe die als Nasensprays, Nasentropfen oder einer Inhalation verabreicht werden trainieren das Immunsystem der oberen Atemwege, also genau dort wo das Virus in den Körper gelangt. Bei diesen Anwendungen geht es darum, symptomlose Übertragungen zu verhindern und Geimpfte noch besser zu schützen. Die Wirksamkeit dieser Sprays muss noch klinisch getestet werden (derzeit sind 13 frühe klinische Studien in clinicaltrials.gov gelistet), die Zulassung wird m.E. frühestens 2024 erfolgen.
    • Auch kleine organische Moleküle, wie zB der TMPRSS2-Inhibitor N-385 konnten, in Tierversuchen, nach intranasaler Gabe den Eintritt des Sars-CoV2 Virus in die Zelle verhindern (Details siehe hier) und sollen daher als Nasenspray klinisch geprüft werden.

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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com 

Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönliche Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.

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