Grauer Star - warum wird die Augenlinse im Alter trüb und was kann man dagegen tun? Blog#35
Grauer Star (Katarakt) ist eine überwiegend altersbedingte Augenerkrankung, bei der sich die sonst klare Linse zunehmend trübt.
Wodurch entsteht der Graue Star? Welche Therapien gibt es?
In Industrieländern wird der Graue Star effizient und mit sehr gutem Erfolg durch eine Operation behandelt, sobald sich der Patient subjektiv im Alltag beeinträchtigt fühlt. Jedes Jahr werden in Deutschland über 650.000 Operationen durchgeführt. Die gängigste Methode ist die sogenannte Phakoemulsifikation. Nach einem kleinen Einschnitt von 2 mm wird die Linse mittels Ultraschall zertrümmert und anschließend abgesaugt. Danach wird die zusammengerollte Kunstlinse durch die kleine Öffnung eingebracht. Circa 90 % der Kataraktoperationen werden in Deutschland ambulant durchgeführt.
Dabei können die Kunstlinsen individuell so angepasst werden, dass eine vorher bestehende Fehlsichtigkeit ganz oder teilweise ausgeglichen werden kann. Die Kosten für die Implantation einer künstlichen Linse inklusive Nachuntersuchungen liegen je nach Linsentyp zwischen ca. 700€ und 3.000€ pro Auge.
In Industrieländern ist der Graue Star durch eine Operation behandelbar; in 30 Minuten ist das Problem dauerhaft behoben.
Weltweit gilt der graue Star allerdings als häufigste Erblindungsursache, da in der dritten Welt die finanziellen Mittel für die Operation fehlen. Fast 40 Prozent aller Erblindungen weltweit gehen auf den Grauen Star zurück: ca. 17 Millionen Menschen sind wegen des Grauen Stars erblindet und ca. 83 Millionen Menschen mittelgradig bis schwer sehbehindert!
Wodurch entsteht der Graue Star? Welche Therapien gibt es?
Wodurch entsteht der Graue Star?
Die Funktion der Linse ist es, Licht durchzulassen und auf der Netzhaut zu bündeln. Abb. 1: Schematischer Aufbau des menschlichen Auges.Die Linse besteht aus nur einer Zellart, die verschiedene Besonderheiten aufweist, die die Transparenz gewährleistet. So verlieren die Zellen ihre Zellorganellen, erhöhen die Dichte ihrer Zellmembran und minimieren den Extrazellularraum. Zudem enthalten sie einen sehr hohen Anteil einer bestimmten Proteinart, der Kristalline. In der menschlichen Linse können diese in mehrere Familien aufgeteilt werden: α-, β- und γ- Kristalline. Weitere faszinierende Details zu Struktur und die Funktion der unterschiedlichen Kristalline siehe hier (S. 9-11)!
Die Kristalline repräsentieren etwa zwei Drittel der Gesamtmasse adulter Linsen. Die Konzentration der Kristalline in den Zellen der Linse beträgt sagenhafte 400 mg/mL! Kristalline sind transparent, ausgesprochen stabil und fügen sich zu einer hoch geordneten Makrostruktur zusammen und sorgen so für einen relativ konstanten Brechungsindex.
Da ausdifferenzierte Zellen der Linse keine Zellorganellen mehr besitzen und daher keine Proteine produzieren können, bleiben die Kristalline ein Leben lang erhalten (dh > 60-80 Jahre!). Die Funktion und Struktur dieser Proteine zu bewahren, ist entscheidend für die Sehfähigkeit.
Allerdings altern Kristalline, wie alle Proteine, im Laufe der Zeit durch chemische posttranslationale Reaktionen, wie zB Desamidierung, Glykosilierung, Oxidation. Dadurch kommt es langfristig zu einem Verklumpen und Auskristallisieren von Proteinstrukturen und die Linse trübt sich ein.
Ist die Linse getrübt, wird das Licht gestreut und kann nicht mehr scharf auf der Netzhaut abgebildet werden. Das wirkt dann so, als ob man durch eine schmutzige Fensterscheibe schauen würde, zudem wird man beim nächtlichen Autofahren zunehmend blendempfindlich.
Da ausdifferenzierte Zellen der Linse keine Zellorganellen mehr besitzen und daher keine Proteine produzieren können, bleiben die Kristalline ein Leben lang erhalten (dh > 60-80 Jahre!). Die Funktion und Struktur dieser Proteine zu bewahren, ist entscheidend für die Sehfähigkeit.
Allerdings altern Kristalline, wie alle Proteine, im Laufe der Zeit durch chemische posttranslationale Reaktionen, wie zB Desamidierung, Glykosilierung, Oxidation. Dadurch kommt es langfristig zu einem Verklumpen und Auskristallisieren von Proteinstrukturen und die Linse trübt sich ein.
Ist die Linse getrübt, wird das Licht gestreut und kann nicht mehr scharf auf der Netzhaut abgebildet werden. Das wirkt dann so, als ob man durch eine schmutzige Fensterscheibe schauen würde, zudem wird man beim nächtlichen Autofahren zunehmend blendempfindlich.
Diagnose und Therapie des Grauen Stars
Der Augenarzt/ die Augenärztin kann den Grauen Star einfach mit Hilfe der Spaltlampe diagnostizieren.
Obgleich immer wieder über Medikamente berichtet wird, die das Auftreten bzw. Fortschreiten des Grauen Stars aufhalten oder verlangsamen sollen (zB hier und hier), erwies sich bislang kein Ansatz in klinischen Studien als wirksam. Meine persönliche Einschätzung: da die Trübung der Linse über eine Vielzahl unterschiedlicher chemischer Prozesse über einen sehr langen Zeitraum verursacht wird, halte ich die Entwicklung eines gut wirksamen Medikaments (zB in Form von Augentropfen) für unwahrscheinlich.
Obgleich immer wieder über Medikamente berichtet wird, die das Auftreten bzw. Fortschreiten des Grauen Stars aufhalten oder verlangsamen sollen (zB hier und hier), erwies sich bislang kein Ansatz in klinischen Studien als wirksam. Meine persönliche Einschätzung: da die Trübung der Linse über eine Vielzahl unterschiedlicher chemischer Prozesse über einen sehr langen Zeitraum verursacht wird, halte ich die Entwicklung eines gut wirksamen Medikaments (zB in Form von Augentropfen) für unwahrscheinlich.
In Industrieländern wird der Graue Star effizient und mit sehr gutem Erfolg durch eine Operation behandelt, sobald sich der Patient subjektiv im Alltag beeinträchtigt fühlt. Jedes Jahr werden in Deutschland über 650.000 Operationen durchgeführt. Die gängigste Methode ist die sogenannte Phakoemulsifikation. Nach einem kleinen Einschnitt von 2 mm wird die Linse mittels Ultraschall zertrümmert und anschließend abgesaugt. Danach wird die zusammengerollte Kunstlinse durch die kleine Öffnung eingebracht. Circa 90 % der Kataraktoperationen werden in Deutschland ambulant durchgeführt.
Dabei können die Kunstlinsen individuell so angepasst werden, dass eine vorher bestehende Fehlsichtigkeit ganz oder teilweise ausgeglichen werden kann. Die Kosten für die Implantation einer künstlichen Linse inklusive Nachuntersuchungen liegen je nach Linsentyp zwischen ca. 700€ und 3.000€ pro Auge.
In Industrieländern ist der Graue Star durch eine Operation behandelbar; in 30 Minuten ist das Problem dauerhaft behoben.
Weltweit gilt der graue Star allerdings als häufigste Erblindungsursache, da in der dritten Welt die finanziellen Mittel für die Operation fehlen. Fast 40 Prozent aller Erblindungen weltweit gehen auf den Grauen Star zurück: ca. 17 Millionen Menschen sind wegen des Grauen Stars erblindet und ca. 83 Millionen Menschen mittelgradig bis schwer sehbehindert!
Fazit
- Der Graue Star entsteht durch einen natürlichen Alterungsprozess der hochkonzentrierten Proteine ("Kristalline") in der Linse.
- In wohlhabenden Industrienationen, mit guter ärztlicher Versorgung wird in einer ambulanten Operation die eingetrübte natürliche Linse durch eine Kunstlinse ersetzt und damit das Sehvermögen dauerhaft wiederhergestellt.
- In den ärmeren Regionen der Welt dagegen gilt der graue Star als häufigste Erblindungsursache. Es gibt derzeit keine wirksamen Medikamente zur Therapie bzw. Vorbeugung des Grauen Stars.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.
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