Paxlovid hilft > 65-jährigen Risikopatienten gegen schwere Verläufe bei einer Omikron-Infektion! Blog#32

Paxlovid wurde von Pfizer für die Behandlung von COVID-19 Erkrankungen entwickelt. Klinische Studien zeigten, dass Paxlovid, als Tablette verabreicht, das Risiko von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen bei ungeimpften Personen mit hohem Risiko für schweres COVID-19 um 88 Prozent reduzierte. Die Einnahme muss dabei innerhalb der ersten fünf Tage nach Beginn der Symptome beginnen. 
Diese Studien wurden in 2021 durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt dominierte die Delta-Variante und ausschließlich ungeimpfte Personen wurden in die Studie einbezogen. 

In meinem ersten Blog vom Januar 2022 "Paxlovid - eine hochwirksame Pille für Covid-19? Blog#1"
habe ich bereits ausführlich über den Wirkmechanismus, die Herausforderungen bei der Entwicklung  und die positiven klinischen Ergebnisse berichtet (siehe hier).

Seitdem hat sich das COVID-19 Umfeld deutlich verändert und daher stellt sich aktuell die Frage:

Wie wirksam ist Paxlovid gegen die Omikron-Variante und wie gut wirkt es bei (mehrfach) geimpften und/oder genesenen Patienten? 

Eine am 31.08.2022 im renommierten „New England Journal of Medicine“ (siehe hier) veröffentlichte israelisch-amerikanische Studie beantwortet diese Frage. 

In diese retrospektive Kohorten-Studie (dh: rückblickende, vergleichende Studie von bestimmten Personengruppen) wurden 109.524 positiv auf das Coronavirus getestete Patienten aus Israel einbezogen. Da die Studie den Zeitraum vom 09.01.2022 bis 31.03.2022 berücksichtigte waren die Patienten nahezu ausschließlich mit der Omikron Variante B.1.1.529 infiziert.

Über 40-jährige Patienten mit erhöhtem Risiko für schwere Erkrankung - insgesamt 3.902 Patienten - wurden mit Paxlovid behandelt. Die Einschätzung wer als Risikopatient galt und daher behandelt wurde, erfolgte mittels eines Risk-Score-Models. Eine Liste von gewichteten Faktoren die zu hohem Risiko führen ist hier (siehe S.5-6) zu finden.

Die Mehrzahl der behandelten Patienten (69%) war entweder (mehrfach) geimpft, zuvor mit Covid infiziert oder beides. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 60 Jahre, mehr als die Hälfte waren Frauen. 

Die Ergebnisse für die Gruppe der älteren (>65-jährigen) und der jüngeren (40-64-jährigen) Patienten waren überraschenderweise unterschiedlich:
  • Für über 65-jährige Patienten führte die Einnahme von Paxlovid zu einer signifikanten relativen Verringerung des Risikos für Hospitalisierung um 73% UND zu einer relativen Verringerung des Mortalität-Risikos um 79 %. Das sind außerordentlich erfreuliche Ergebnisse!
  • Allerdings war Paxlovid in der Gruppe der jüngeren Erwachsenen (Alter 40-64 Jahre) hinsichtlich Hospitalisierung oder Mortalität unwirksam. Der Grund für dieses Ergebnis ist unklar und neue, gut designte retro- bzw. prospektive klinische Studien sind erforderlich um das abzuklären.

Paxlovid - Situation in Deutschland

Paxlovid ist seit Januar 2022 in der EU zugelassen. Ende letzten Jahres hatte die Bundesregierung eine Million Packungen des Medikaments gekauft, großen Anklang fand es bisher jedoch nicht

In Deutschland wird Paxlovid aktuell von der Fachgruppe COVRIIN beim Robert Koch-Institut (Details siehe hier) nur für Personen mit unvollständigem Impfschutz oder mit relevantem Risiko für unzureichendes Impfansprechen empfohlen. Bis August 2022 sind in Deutschland lediglich 43.000 Packungen von Paxlovid verkauft worden. Bei mehr als 250.000 der von der Bundesregierung Anfang des Jahres eingekauften Packungen (Preis: 530 USD pro Packung in den USA) läuft das Haltbarkeitsdatum innerhalb eines halben Jahres ab.

Intensivmediziner und der „ExpertInnenrat zum Einsatz antiviraler Medikamente gegen COVID-19“ (hier) werben für eine vermehrte Verabreichung des Coronamedikaments Paxlovid, um schwere COVID-19-Erkrankungen zu verhindern und damit die Kliniken in Deutschland zu entlasten. Dazu sollten die diversen medizinischen Expertengremien des RKI, der STIKO und der Bundesregierung kurzfristig Vorschläge erarbeiten, wie Paxlovid (und andere zugelassene "Coronamedikamente") in vermehrtem Ausmaß verantwortungsvoll und sinnvoll in Deutschland eingesetzt werden können.

Schließlich liegt es aber in der besonderen Verantwortung der behandelnden Ärztinnen und Ärzte, die mit einer Paxlovid-Gabe verbundenen Chancen und Vorteile, für Patienten und Gesundheitswesen, verstärkt zu nutzen.

Potentielle Probleme und Nebenwirkungen

Bekannt ist, dass aufgrund der Zusammensetzung und Wirkweise von Paxlovid potentiell schwerwiegende Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich sind. Daher muss der behandelnde Arzt/ die behandelnde Ärztin vor der Abgabe von Paxlovid sorgfältig prüfen, welche Medikamente der Patient regelmäßig einnimmt und ob diese eventuell mit Paxlovid wechselwirken.
Das gilt auch für rezeptfreie Präparate und pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel. Menschen, die Leber- oder Nierenprobleme haben oder Schwangere, sollten generell auf Paxlovid verzichten.

Potentielle Wechselwirkungen von Paxlovid mit anderen Medikamenten können (siehe Empfehlung des RKI; hier) mit dem Drug-Interactions Checker der University of Liverpool (siehe hier) überprüft werden. 

Bei manchen Patienten wurde ein Wiederaufflammen der Infektion nach dem Ende der Paxlovid-Therapie festgestellt. Gemäß ersten Schätzungen kommt es bei knapp zwei Prozent der therapierten Erkrankten zu diesem sogenannten „Rebound-Effekt“ - prominenteste Patienten mit „Rebound-Effekt“ sind Anthony Fauci (81 Jahre, vierfach geimpft) und Joe Biden (79 Jahre, vierfach geimpft).

Fazit

  • Neue Daten zeigen, dass die Gabe von Paxlovid-Tabletten an Omikron-infizierte, ältere (>65 Jahre) Risikopatienten das Risiko für Hospitalisierung /Tod signifikant reduziert (Reduktion von 73% / 77%!). Keine Wirkung wurde allerdings in der Gruppe der 40 bis 64-Jährigen beobachtet.
  • Obgleich Paxlovid in Deutschland einfach, schnell und in ausreichender Menge verfügbar ist, wird es sehr zögerlich von den Ärzten verschrieben.
  • Potentiell schwerwiegende Wechselwirkungen von Paxlovid mit anderen Medikamenten müssen von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten vorab geklärt werden.
  • Intensivmediziner werben für eine vermehrte Verabreichung von Paxlovid an Risikopatienten. Ältere Risikopatienten würden dadurch vor Hospitalisierung und Tod und die Krankenhäuser vor einer möglichen Überlastung geschützt.

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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com 
Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.

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