Aktien-Weltportfolio mit ETFs! Blog#45

Investition des liquiden Vermögens in ein global diversifiziertes Aktien-ETF Portfolio auf "buy-and-hold" Basis ist langfristig die beste Anlagestrategie. Ich habe in meinem Blog#2 bereits über die Vorteile der Aktien-ETFs berichtet: geringe Kaufgebühren, sehr geringe laufende Kosten, hohe Liquidität, Sicherheit und Transparenz (siehe auch hier und hier).
In diesem Blog geht es darum einige Strategien für die Zusammensetzung eines Aktien-Weltportfolio vorzustellen und zu zeigen wie man geeignete ETFs auswählt, kauft und verwaltet.

Was ist ein Aktien-Weltportfolio und welche Strategien gibt es? Wie wählt man die besten ETFs für die Umsetzung der Strategie aus? Wie kann man diese ETFs günstig erwerben und effizient verwalten?

Was ist ein Aktien-Weltportfolio und welche Strategien gibt es?

Der Begriff Aktien-Weltportfolio beschreibt das Konzept, im globalen Aktienmarkt investiert zu sein, dabei aber „maximal“ diversifiziert durch breite Streuung über tausende Aktien aus allen Ländern der Erde und über alle Branchen hinweg.

Praktisch umgesetzt wird diese Diversifikation mit breitgestreuten ETFs auf „buy-and-hold“ Basis, bei dem der Anleger mindestens 10-15 Jahre investiert bleibt.

Diese Investmentphilosophie wurde insbesondere von Gerd Kommer bekannt gemacht und wird in seinen Büchern (zB hier) und Artikeln (zB hier) ausführlich beschreiben und wissenschaftlich begründet.

Wichtig zu verstehen: das Investment in Aktien führt langfristig zu höheren Renditen als Investments in zB Immobilien oder Gold. Da Renditen immer auch Risikoprämien sind, muss man als langfristig orientierter „buy-and-hold“ Investor deutliche Schwankungen des Wertpapierportfolios psychisch verkraften können. Wer das nicht kann oder möchte, sollte in konservativere Assets investieren, wird dann aber auch keine Risikoprämie in Form einer attraktiven Langfristrendite erhalten.

Krisen an den Aktienmärkten sind normal und gehören zu einem langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien-ETFs dazu. So konnte man mit dem MSCI World ETF - der mit über 1500 Aktien alle wichtigen Unternehmen der Industrieländer enthält -  seit 1975 eine durchschnittliche Rendite von rund 9 Prozent jährlich erzielen. Die jährlichen Renditen schwanken jedoch stark, es gab Jahre mit mehr als 30% Gewinn (1999, 1993, 1997), aber auch solche mit mehr als 30 Prozent Verlust (2008, 2002).

Um ein global diversifiziertes Aktien-Weltportfolio mit ETFs selbst aufzubauen gibt es nahezu unendlich viele Möglichkeiten. Es gibt hier kein richtig oder falsch, solange man breit diversifiziert ist und gut begründete und durchdachte Entscheidungen trifft! Auf einschlägigen Internetseiten (extraETF, hier) oder diversen YouTube-Kanälen (hier) werden Musterdepots mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen besprochen, die man direkt übernehmen oder individuell anpassen kann. 

Es gibt neuerdings auch die Möglichkeit digitale Vermögensverwalter, sogenannte Robo-Advisors, zu nutzen um breit diversifizierte Anlagestrategien mit Aktien-ETFs zu verfolgen (siehe hier). Diese Möglichkeit soll aus Zeitgründen hier aber nicht weiter besprochen werden. 

Im Folgenden werden drei sehr einfach umzusetzende Aktien-Weltportfolios vorgestellt:

Weltportfolio mit einem ETF: der MSCI ACWI (All Country World Index) ist ein Aktienindex, der den Wertverlauf von über 3.000 Aktien abbildet und nicht nur die Industrieländer, sondern auch die Schwellenländer beinhaltet. Die Aufteilung liegt in etwa bei 90% Industrieländer (MSCI World Werte) und 10% Schwellenländer (MSCI Emerging Markets Werte). Die enthaltenen Aktien werden als sogenannte Large- und Mid-Cap Unternehmen bezeichnet. Sie sind, gemessen an ihrer Marktkapitalisierung, die großen und mittleren Firmen und bilden circa 85% aller global an der Börse gehandelten Unternehmen ab. Alternativen zum MSCI ACWI, zB der FTSE All-World, sind verfügbar und werden in diesem YouTube Video (hier) diskutiert.

Weltportfolio mit zwei ETFs - 70/30 Portfolio: um den relativ geringen, 10%-igen, Anteil an Schwellenländern im ACWI zu erhöhen wird in diesem Portfolio der Anteil an Schwellenländern auf 30% erhöht. Tatsächlich machen die Schwellenländer etwa 40% des weltweiten Bruttoinlandproduktes (BIP) aus und etwa 12% der Marktkapitalisierung. Jeder muss für sich entscheiden, ob 30% Schwellenländer angemessen ist oder ob er diesen Anteil erhöhen oder verringern möchte. Eine 70:30 Mischung aus den Indizes des MSCI World (Industrieländer) und MSCI Emerging Markets (Schwellenländer) ist sehr gut geeignet um dieses Portfolio umzusetzen. 

Weltportfolio mit drei ETFs - 70/30 mit Small Caps (SC) Portfolio: dieses weiter verfeinerte ETF-Portfolio investiert in Industriestaaten und Schwellenländer im Verhältnis 70:30. Um möglichst den kompletten Markt abzudecken, werden hier neben den großen ("large-cap") und mittleren ("mid-cap") Unternehmen noch zusätzlich die kleinen Unternehmen („small-cap“) abgedeckt. Zu dem MSCI Emerging Markets existiert eine “IMI”-Version, also ein Index, der neben large- und mid- auch small-caps abbildet. Daher empfiehlt es sich, den 30% Anteil der Schwellenländer mit einem ETF auf den MSCI Emerging Markets IMI abzubilden. Den 70% Anteil der Industrieländer muss man hingegen mit zwei ETFs abbilden, da in Deutschland kein ETF auf die “IMI”-Version des MSCI World verfügbar ist. Eine geeignete Kombination hierfür ist eine Kombination aus 59,5% des MSCI World und 10,5% MSCI World Small Cap. Beide Gewichtungen ergeben zusammen 70%.

Hat man sich für "sein Portfolio" entschieden, zB das "70:30 mit Small Caps Portfolio", muss man im nächsten Schritt geeignete ETFs finden um diese Strategie abzubilden. 

Die konkreten ETFs werden durch eine Recherche in kostenlos verfügbaren ETF-Datenbanken, wie zB extraETF ausgewählt. Meine persönlichen Auswahlkriterien sind: 
  • Niedrige laufende Kosten: die Total Expense Ratio (TER) drückt aus, wie viel Prozentpunkte die Kosten die jährliche Rendite mindern; sollte m.E. <0,5% sein. 
  • Fondsvolumen und Fondsalter: sollte m.E. >500 Mio USD und > 5 Jahre betragen. 
  • Historische Wertentwicklung: bezieht sich immer auf die Vergangenheit und hat natürlich sehr limitierte Aussagekraft für die zukünftige Wertentwicklung. Dient daher lediglich zur Info.
  • Replikationsmethode: Aktien-ETFs können Indizes auf unterschiedliche Arten nachbilden. Bei synthetischer Replikation erfolgt die Index-Nachbildung über ein Tauschgeschäft (Swap), bei physischer Replikation werden Aktien gehalten. Ich bevorzuge physische Replikation. 
  • Ertragsverwendung: es gibt ausschüttende und thesaurierende ETFs. Bei thesaurierenden ETFs werden die Dividenden wieder automatisch angelegt (weitere Details siehe hier). Ich bevorzuge thesaurierende ETFs.
Die in der untenstehenden Tabelle enthaltenen ETFs sind nach diesen Kriterien ausgewählt und eignen sich für die Umsetzung der "70/30 mit SC Portfolio" Strategie. Alternative, vergleichbar geeignete ETFs sind in der extraETF-Datenbank zu finden.



Dieses Portfolio besteht zu 70% aus Aktien (large-, mid-, small-caps) von Industrieländern und zu 30% aus Aktien (large-, mid-, small-caps) von Schwellenländern. Insgesamt sind 8841 börsennotierte Unternehmen in allen Weltregionen enthalten und etwa 99% des weltweit investierbaren Aktienmarktes wird mit diesem Portfolio abgedeckt!

Ein Vergleich der historischen Wertentwicklung dieser drei Indices zeigt, dass in den letzten 5 Jahren die hochentwickelten Industrieländer (blaue Farbe: large- und mid-caps; orange Farbe: small-caps)) sehr viel besser als die Schwellenländer (braune Farbe) abgeschnitten haben. In früheren Zeiten war das auch schon umgekehrt und wie sich das zukünftig entwickeln wird bleibt abzuwarten.




Die Namen der ETFs enthalten relevante Informationen! Für den hier zB ausgewählten "iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc)" bedeuten die einzelnen Namensbestandteile folgendes:
  • iShares ist die Bezeichnung von ETF-Produkten, die von der US Fondsgesellschaft BlackRock verwaltet werden.
  • Core deutet auf eine Untergruppe innerhalb der Angebotspalette des Anbieters hin.
  • MSCI World: Index, der vom ETF abgebildet wird. Oftmals gibt der Indexname Aufschluss über die abgedeckte Region und die Anzahl der Einzeltitel im Index.
  • UCITS: UCITS steht für "Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities". In den UCITS-Richtlinien werden Anforderungen festgelegt, an die sich Anlagefonds in Europa halten müssen. Sie dienen speziell dem Schutz der Privatanleger.
  • ETF: regulatorischer Begriff - wichtig, da es sich bei ETFs nicht um risikobehaftete Schuldverschreibungen einer Bank, sondern um ein Sondervermögen des Fonds handelt. Damit sind die Gelder von der Konkursmasse der Bank ausgeschlossen und unterliegen nicht dem Ausfallrisiko des Anbieters.
  • USD: Fondswährung.
  • Acc: Ertragsverwendung, ausschüttende ETFs werden mit D, Dis oder Dist gekennzeichnet, thesaurierende ETFs mit C oder Acc.

Wie kann man ETFs günstig erwerben und effizient verwalten?

Um ETFs zu kaufen und zu verwalten braucht man ein Wertpapier-Depot, das man am besten bei einem Online-Broker einrichtet. Die Gebühren bei Kauf und Verkauf unterscheiden sich bei Online-Brokern deutlich und es lohnt sich daher vor der Eröffnung eines Depots einschlägige Vergleiche genauer zu studieren. Meine Wertpapier-Depots sind bei Scalable Capital, ING-DiBa und Consors, wobei ETF Käufe und Verkäufe bei Scalable Capital am günstigsten sind.

Bei Kauf und Verkauf von ETFs ist die Höhe des Spreads, also der Differenz zwischen Kaufs‑ und Verkaufskurs, Tageszeit-abhängig. Die Wahl der richtigen Handelszeit ist daher bei größeren ETF‑Aufträgen relevant! Weitere Details siehe hier.

Für die Verwaltung von Aktien-ETFs und Aktien gibt es eine Vielzahl von Apps. Ich benutze seit kurzem Parqet um meine drei Aktiendepots effizient zu managen und bin damit sehr zufrieden.

Last not least: um sicherzustellen, dass die ursprüngliche Aufteilung des „70/30 mit SC-Portfolio“ über einen längeren Zeitraum erhalten bleibt und die Gewichtungen den Anlagestrategie entsprechen, sollten die Positionen mindestens einmal jährlich rebalanciert werden (weitere Details siehe hier). Ob ein Rebalancing notwendig ist kann einfach - mittels im Internet verfügbarer Rechner - bestimmt werden. Da Rebalancing von ETFs mit Transaktionskosten verbunden ist sollte man nur bei gröberen Abweichungen rebalancen.

Fazit

  • Ein breit diversifiziertes Aktien-Weltportfolio ist eine sehr attraktive "buy-and-hold" (>10 Jahre!) Anlagestrategie.
  • Ein Aktien-Weltportfolio ist die sicherste Art in Aktien und in die „Weltwirtschaft“ zu investieren. Ein schwerer Wertverlust oder gar ein Totalverlust ist aufgrund der maximalen Diversifikation auf lange Sicht praktisch ausgeschlossen. 
  • Darüber hinaus bietet ein globales ETF-Portfolio eine Möglichkeit, Währungsrisiken abzusichern. Bei Investitionen in einem einzigen Land oder in einigen wenigen Ländern, können sich die Renditen aufgrund von Schwankungen im Wert dieser Landeswährung ändern. Ein globales ETF-Portfolio kann dieses Risiko durch die Investition in eine Vielzahl von Währungen verringern.
  • Bankberater empfehlen diese Anlageform sehr selten/nie, da die eigene Bank zu wenig daran verdient. 
  • Die Auswahl geeigneter ETFs ist mittels frei zugänglicher Datenbanken leicht möglich. Bei Online-Brokern kann man Aktien-ETFs kostengünstig erwerben und verwalten.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com 
Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.

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