Gutartige Prostatavergrößerung: Ein Thema, das fast jeden Mann im Alter beschäftigt! Blog#53
Eine gutartige Vergrößerung der Prostata ist ein typisches und chronisches Altersleiden bei Männern. Häufigkeit und Symptome nehmen mit dem Alter zu. Etwa 50 % der Männer über 50 Jahre und 80 % der Männer über 80 Jahre sind betroffen. Diese gutartige Vergrößerung wird im Lateinischen als benigne Prostatahyperplasie, abgekürzt BPH, bezeichnet.
Wie entsteht die BPH und was sind die Symptome? Wie wird die BPH diagnostiziert und therapiert?
Abb. 1: Schematische Darstellung der benignen Prostatahyperplasie - BPH (aus Wikipedia).
Wie entsteht die BPH und was sind die Symptome?
Bei den meisten Männern im Alter zwischen 35 und 40 Jahren kommt es zu einem individuell unterschiedlich ausgeprägten Wachstum, also zu einer Größenzunahme, der Prostata.
Ursache dafür ist die allmähliche Zunahme (Hyperplasie) von Epithel- und Stromazellen in der Prostata, was zu einer verstärkten Kompression der Harnröhre und einer Zunahme des Muskeltonus in der Prostata und am Blasenhals führt. Eine normale menschliche Prostata misst ungefähr 3 cm x 4 cm x 2 cm, was ungefähr der Größe einer Walnuss entspricht. Bei der benignen Prostatahyperplasie (BPH) nimmt die Größe der Prostata jedoch zu, was zu einer Verengung des Harnleiters und einer Beeinträchtigung des Harnflusses führt. Eine vergrößerte Prostata kann die Größe einer Kastanie oder sogar eines Tennisballs erreichen. Es ist wichtig zu verstehen, dass weder die Hyperplasie, noch die Vergrößerung zwangsläufig zu Symptomen führt. Die zugrunde liegenden Ursachen sind noch unvollständig geklärt, diskutiert werden unter anderem hormonelle Veränderungen bei alternden Männern.
Interessanterweise entsteht das gutartige Wachstum - im Gegensatz zum Gros der bösartigen Prostatatumore (Prostatakarzinome) - in der Gewebezone, die die Harnröhre unmittelbar umgibt. Dies erklärt, warum es bei zunehmendem Drüsenwachstum zu einer Einengung des Blasenauslasses und des Anfangsabschnittes der Harnröhre kommen kann. Die Folge ist eine Erhöhung des Blasenauslasswiderstandes, der mit der Zeit zu den typischen Prostatabeschwerden wie Harnstrahlabschwächung, unvollständige Blasenentleerung, häufiges Wasserlassen am Tag, nächtliche Blasenentleerungen und gehäuftes Auftreten eines nicht unterdrückbaren Harndranges führen kann.
Im Gegensatz zur gutartigen Prostatavergrößerung treten bösartige Veränderungen (Prostatakarzinome) überwiegend in den äußeren Zonen der Drüse auf. Prostatakrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung und dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern in Deutschland. Im Jahr 2016 wurde in Deutschland bei über 67.000 Männern die Diagnose Prostatakrebs gestellt. Etwa 12.000 Männer starben an den Folgen eines bösartigen Tumors der Prostata. Grundsätzlich ist Prostatakrebs in einem organ-begrenztem, nicht-metastasiertem Stadium heilbar. Im Idealfall wird ein Prostatakarzinom in einem Früh- bzw. nicht-metastasiertem Stadium entdeckt und dann anhand des individuellen Tumorstadiums behandelt.
Wie wird die BPH diagnostiziert und therapiert?
BPH wird immer von einem Urologen diagnostiziert! Zunächst nimmt der Arzt den „International Prostate Symptom Score“, kurz IPSS, zur Hilfe und befragt den Patienten zu sieben typischen Symptomen der BPH. Dieser Test ermöglicht es ihm, die Intensität bestimmter subjektiver Beschwerden zu quantifizieren (hier ein Link zum IPSS).
Die eigentliche Diagnose BPH erfolgt anschließend durch eine körperliche Untersuchung, kombiniert mit Urin- und Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen, einer Harnstrahlmessung und gegebenenfalls weiteren apparativen Untersuchungsverfahren (Details siehe hier).
Je nach Ausmaß der Größenzunahme der Prostata und der Schwere der Symptome kann in einem symptomarmen Frühstadium der BPH zunächst eine Therapie mit pflanzlichen Wirkstoffen (Phytotherapie) ausprobiert werden.
Dazu sind, in Deutschland, Extrakte aus den Früchten der Sägepalme, Brennesselwurzelextrakte, Extrakte aus Kürbissamen, Extrakte aus der Rinde des afrikanischen Pflaumenbaumes und der Weidenröschentee rezeptfrei erhältlich. Wichtig zu wissen: es gibt keine Belege für eine langfristige, klinisch relevante Wirksamkeit dieser Phytopharmaka. Daher sind in den USA alle Phytopharmaka zur Behandlung einer benignen Prostatahyperplasie seit 1990 verboten. Nach Ansicht der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA wiegen diese rezeptfrei erhältlichen Phytopharmaka den Patienten in falscher Sicherheit und verzögern die Abklärung einer weitergehenden Therapie!
Bei ausgeprägteren Symptomen ist eine medikamentöse Therapie mit Substanzen, die den Auslasswiderstand durch die Prostata verringern, sogenannte Alpha-Blocker, oder das weitere Drüsenwachstum aufhalten, sogenannte 5-Alpha-Reduktase-Hemmer, sinnvoll.
Alpha-Blocker entspannen die glatte Muskulatur in Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Harnfluss. Diese Medikamente sind in der Regel gut verträglich und wirken schnell. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und verminderte Sexualfunktion. Vertreter dieser Arzneimittelgruppe sind Tamsulosin, Silodosin, Doxazosin, Terazosin und Alfuzosin.
Die Wirkung beruht auf der kompetitiven und selektiven Hemmung der α1-Adrenorezeptoren und einer Entspannung der glatten Muskulatur der Prostata und Harnröhre. Dies erhöht den Harnfluss, verbessert das Wasserlassen und die Füllungssymptome. Die Effekte treten im Unterschied zu den 5-alpha-Reduktasehemmern schnell ein. Alphablocker sind Sympatholytika und können daher auch den Blutdruck senken. Dadurch treten unerwünschte Wirkung wie fühlbarer Herzschlag, Schwindel, Schwäche und selten kurzeitige Bewusstlosigkeit auf. Da Tamsulosin und Silodosin für den α1A-Rezeptor-Subtyp des Urogenitaltraktes selektiv sind, verursachen diese Wirkstoffe weniger kardiovaskuläre Nebenwirkungen.
5-Alpha-Reduktase-Hemmer - Finasterid- und Dutasterid - wirken, indem sie die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) hemmen, das für das Prostatawachstum wichtig ist.
Allerdings kann es mehrere Monate dauern, bis eine Besserung eintritt. Mögliche Nebenwirkungen sind sexuelle Funktionsstörungen, eine verringerte Libido, Ejakulationsstörungen und eine Vergrößerung der Brustdrüse.
Weitere zur Behandlung der BPH verwendete Medikamente stammen aus der Klasse der Muskarinrezeptor-Antagonisten und der PDE-5-Hemmer (siehe hier).
Eine Operation kann schließlich sinnvoll sein, wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreicht. Es gibt verschiedene bewährte Operationsverfahren (siehe hier), am häufigsten wird die transurethrale Resektion der Prostata (TURP) angewandt. Ein Teil der Prostata wird hierbei entfernt, um den Harnfluss wiederherzustellen.
Fazit
- Benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine chronische und häufige Alterserkrankung bei Männern mit einer Inzidenz von 50% bei Männern über 50 Jahren und 80% bei Männern über 80 Jahren.
- Phytopharmaka zur Behandlung der BPH sind rezeptfrei erhältlich, eine klinisch relevante längerfristige Wirksamkeit ist allerdings nicht belegt. Daher sind diese Phytopharmaka für die Behandlung der BPH in den USA verboten.
- Gut wirksame Medikamente aus der Klasse der Alpha-Blocker und 5-Rekuktase-Hemmern sind verfügbar.
- Eine chirurgische Behandlung der BPH ist erforderlich, wenn die medikamentöse Therapie unzureichend ist.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.
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