Medikamente: Achtung Wechselwirkungen! Blog#71

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Medikamente können miteinander, aber auch mit Lebensmitteln und Genussmitteln interagieren, wenn sie zur gleichen Zeit oder kurz hintereinander eingenommen werden. In einigen schweren Fällen kann dies zu Problemen bei der Behandlung oder zu verstärkten Nebenwirkungen führen, sogar bis zu Vergiftungen!

Vor allem Menschen, die regelmäßig viele Medikamente einnehmen müssen, sollten daher über mögliche Wechselwirkungen Bescheid wissen! 


Warum treten Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln auf? Welche Lebensmittel oder Genussmittel beeinflussen die Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln? Was kann ein Laie tun, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden?

Der Begriff Wechselwirkung, auch "Inter­aktion" genannt, bedeutet, dass sich zwei oder mehrere eingenommene chemische Verbindungen im Körper gegenseitig beeinflussen. Das kann die Wirkung eines Arzneimittels ­verstärken. Die Folge: stärkere Nebenwirkungen, im Extremfall sogar Vergiftung. Oder die Interaktion verringert die Wirkung eines Medikamentes, was im schlimmsten Fall zu Therapieversagen führen kann.

Das Risiko für Wechselwirkungen steigt natürlich mit der Anzahl der eingenommenen Medikamente.

Medikamente und bestimmte chemische Verbindungen in Lebensmitteln, Nahrungsergänzungspräparaten und Genussmitteln wie Kaffee oder Alkohol werden von Enzymen in der Leber abgebaut, um gut aus dem Körper wieder ausgeschieden zu werden. Die Leber verwendet hierzu spezifische Enzyme, die als „CYP-Isoenzyme“ bekannt sind. Es gibt insgesamt 57 verschiedene CYP-Isoenzyme im menschlichen Körper, wie zB CYP3A4, CYP2D6 und CYP2C9. Jedes Isoenzym ist für den Abbau (Metabolisierung) bestimmter chemischer Verbindungen verantwortlich.

Aber auch für die Aufnahme und die Verteilung der Wirkstoffe, zum Erreichen des Wirkortes oder zur Ausschleusung aus den Zellen werden Enzyme, andere Proteine und Arzneimitteltransporter benötigt. An all diesen Stellen können zusätzliche Wechselwirkungen auftreten. 

Die relative Bedeutung dieser Mechanismen im Vergleich zu CYP-Interaktionen variiert je nach den beteiligten Medikamenten/ chemischen Verbindungen, individuellen Unterschieden und anderen Faktoren. CYP-Interaktionen sind jedoch aufgrund ihrer Rolle im Medikamentenstoffwechsel und ihrer weitreichenden Auswirkungen auf die pharmakokinetischen Eigenschaften von Medikamenten besonders prominent.

Um es einfacher zu halten, werden wir uns daher im Folgenden ausschließlich auf Wechselwirkungen konzentrieren, die durch die CYP-Isoenzyme in der Leber verursacht werden.

Beispiel für die Verstärkung von Wirkung und Nebenwirkung: Wenn Medikament A das CYP-Isoenzym hemmt, das für den Abbau von Medikament B verantwortlich ist, steigt die Konzentration von Medikament B im Blut an. Dadurch wirkt B stärker und/oder länger. Auch die Nebenwirkungen können stärker und häufiger auftreten. Sogar Vergiftungen sind möglich. Wenn beide Medikamente gleichzeitig benötigt werden, muss die Dosis von Medikament B reduziert werden.

Beispiel für die Verringerung der Wirkung durch Wechselwirkungen: Wenn Medikament A die Menge des CYP-Isoenzyms erhöht, das für den Abbau von Medikament B verantwortlich ist, wird Medikament B schneller abgebaut, was seine Wirkung verringert. In diesem Fall muss die Dosis von Medikament B erhöht werden.

Nicht nur Medikamente sondern auch bestimmte Nahrungs- und Genussmittel können mit Arzneimitteln interagieren. Ein bekanntes Beispiel ist die gegenseitige Wirkungsverstärkung von Alkohol und Beruhigungsmitteln. Alkohol, Nikotin und Koffein sind als pharmakologisch wirksame Substanzen im Zusammenhang mit eingenommenen Medikamenten zu werten. Auch Rauchen führt zum beschleunigten Abbau einiger Arzneistoffe und damit zu kürzerer Wirkung. Schwarzer Tee oder Milch können die Aufnahme von Wirkstoffen in den Körper verringern, während Grapefruitsaft den Abbau vieler Arzneistoffe reduziert, was zu höheren und länger anhaltenden Wirkstoffspiegeln führt

Hier drei einfache Beispiele mit jeweils zwei „Wirkstoffen“:

1. Wechselwirkungen zwischen zwei Medikamenten:


2. Wechselwirkung zwischen einem Arzneimittel und dem Lebensmittel Grapefruit:


3. Wechselwirkung zwischen einem Arzneimittel und dem Genussmittel Zigaretten:


Die Realität ist komplexer, da jeder Mensch genetisch bedingt eine (leicht) unterschiedliche Ausstattung an CYP-Isoenzymen hat. Und die Aktivität der CYP-Isoenzyme wird durch Ernährung, Gesundheitszustand und Alter beeinflusst!

Besonders bei älteren Menschen, die sechs, acht oder mehr Medikamente chronisch einnehmen müssen, wird die Situation extrem komplex und unübersichtlich!

Was kann man nun tun, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden?

  • Nutze kostenlose, im Internet verfügbare, Interaktionsdatenbanken wie Medscape, um mögliche Wechselwirkungen zu überprüfen (hier der Link zu Medscape!). Medscape ist eine englischsprachige Datenbank, die ich sehr empfehlen kann.
  • Sprich mit Deinem Arzt/ deiner Ärztin, wenn potenzielle Wechselwirkungen angezeigt werden.
  • Nimm orale Medikamente immer in der vorgegebenen Dosierung und zur vorgeschlagenen Zeit (beachte auch Vorgabe: vor/nach dem Essen) ein, am besten mit einem Glas Wasser. 
  • Denke daran, dass Lebensmittel (Milch, Grapefruitsaft, Tee, Kaffee etc), Genussmittel (Alkohol, Zigaretten) und pflanzliche Arzneimittel (Johanniskraut etc) ebenfalls durch CYP-Isoenzyme abgebaut werden und mit Medikamenten interagieren können. Besprich daher, insbesondere bei längerfristiger Medikamenteneinnahme mehrerer Arzneimittel, deine Ernährung und den Konsum von Genussmittelmitteln und pflanzlichen Arzneimitteln mit dem Arzt/ der Ärztin deines Vertrauens.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
Disclaimer: Auf Klaus Rudolfs Blog gebe ich meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen weiter. Ich bin weder Arzt noch Finanzberater. Bitte informiere Dich breit und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Experten in Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen.

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