Die Psychologie des Investierens: Wie man kognitive Verzerrungen beim Investieren vermeidet! Blog#101

Investieren ist mehr als nur Finanzmathematik und wissenschaftliche Analysen. Es ist auch ein komplexer psychologischer Prozess, in dem Anleger oft zwischen Emotionen und Vernunft hin und her gerissen sind. Dabei spielen kognitive Verzerrungen eine entscheidende Rolle – Denkfehler, die unsere Entscheidungen beeinflussen können. Diese Verzerrungen führen oft zu irrationalen Handlungen beim Investieren und damit zu weniger optimalen Ergebnissen.


Ein klassisches Beispiel ist der Herdentrieb, bei dem Anleger blind den Massen folgen, anstatt ihre eigenen Analysen durchzuführen. Dieses Verhalten kann zu Blasen führen, gefolgt von anschließenden Marktkorrekturen. Ein weiteres Beispiel ist der Überoptimismus, bei dem Anleger die Erfolgschancen ihrer Investitionen überschätzen und mögliche Risiken unterschätzen.

Um kognitive Verzerrungen zu umgehen und rationalere Entscheidungen zu treffen, ist es zunächst wichtig, sich der Vielfalt dieser kognitiven Verzerrungen bewusst zu sein. Darüber hinaus spielt die Entwicklung effektiver Strategien eine entscheidende Rolle, um emotionale Reaktionen zu minimieren und langfristig zu einem erfolgreichen Ergebnis zu gelangen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, welche kognitive Verzerrungen häufig vorkommen und wie du ihnen wirksam entgegenwirken kannst.

Häufige kognitive Verzerrungen beim Investieren

  • Bestätigungsfehler (Confirmation Bias): Die Neigung, Informationen zu suchen, zu interpretieren und zu bevorzugen, die die eigenen Vorannahmen bestätigen, während widersprüchliche Informationen ignoriert oder abgewertet werden. Einer der häufigsten kognitiven Verzerrungen beim Investieren!
  • Gruppendenken (Groupthinking): Der Druck, sich der Meinung einer Gruppe anzuschließen, um Harmonie zu bewahren, selbst wenn dies zu einer irrationalen Entscheidung führt. 
  • Übermäßiges Selbstvertrauen (Overconfidence Bias): Dies ist die Tendenz, die eigene Urteilsfähigkeit zu überschätzen. Anleger, die diesem Bias unterliegen, neigen dazu, zu häufig zu handeln und setzen sich damit unnötigen Risiken aus. 
  • Verankerungseffekt (Anchoring Bias): Anleger verlassen sich zu stark auf die erste Information, die sie erhalten – den "Anker" – und passen ihre folgenden Urteile nicht ausreichend an neue Informationen an. 
  • Besitztumseffekt (Endowment Effect): Die Tendenz, Dingen, die man bereits besitzt, einen höheren Wert beizumessen, als Dingen, die man nicht besitzt. 
  • Verfügbarkeitsheuristik (Availability Heuristic): Anleger beurteilen die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen basierend darauf, wie leicht Beispiele dafür in den Sinn kommen, was oft zu einer Verzerrung führt. 
  • Verlustaversion (Loss Aversion): Die Tendenz, Verluste stärker zu gewichten als Gewinne. Dies kann dazu führen, dass Anleger zu früh Gewinne mitnehmen und Verluste laufen lassen. 
  • Versenkte Kosten Trugschluss (Sunk Cost Fallacy): Die Tendenz, weiter in ein Projekt oder eine Anlage zu investieren, weil bereits viel investiert wurde, unabhängig von den aktuellen Aussichten. 
  • Rückblickverzerrung (Hindsight Bias): Die Neigung, nach einem Ereignis zu glauben, dass man das Ergebnis vorhersehen konnte, obwohl es keine klaren Anzeichen gab. 
  • Mentale Buchführung (Mental Accounting): Die Praxis, Geld in verschiedene "mentale Konten" einzuteilen, obwohl es in Wirklichkeit austauschbar ist. 
  • Heiligenschein-Effekt (Halo Effect): Die Neigung, aufgrund eines positiven Gesamteindrucks auch einzelne Eigenschaften positiver zu bewerten. 
  • Rezenzeffekt (Recency Bias): Die Tendenz, jüngsten Ereignissen mehr Gewicht zu geben als früheren. 
  • Spielerirrtum (Gambler’s Fallacy): Der Irrglaube, dass zukünftige Wahrscheinlichkeiten durch vergangene Ereignisse beeinflusst werden, wie beim Münzwurf. 
  • Trägheit des Status quo (Status Quo Bias): Die Präferenz, alles beim Alten zu lassen, anstatt Veränderungen vorzunehmen, selbst wenn diese Verbesserungen bringen könnten. 
  • Rahmeneffekt (Framing Effect): Die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden, beeinflusst die Entscheidungen der Menschen.

Strategien zur Vermeidung von kognitiven Verzerrungen

Die Vermeidung kognitiver Verzerrungen ist entscheidend für erfolgreiche Investitionsentscheidungen. Anleger können dabei auf verschiedene Strategien zurückgreifen. Eine bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Denkfehlern ist der erste Schritt. Durch Selbstreflexion und Feedback von anderen können Anleger ihre Verzerrungen erkennen und korrigieren.

Checklisten und Entscheidungsprotokolle bieten einen strukturierten Rahmen, um sicherzustellen, dass alle relevanten Informationen bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Eine breite Diversifikation des Portfolios kann weiterhin dazu beitragen, das Risiko zu reduzieren und die Auswirkungen von Fehlentscheidungen zu minimieren, indem Verluste in einem Bereich durch Gewinne in anderen ausgeglichen werden. 

Schließlich können langfristige Anlagestrategien, die auf fundierten Analysen beruhen, dabei helfen, impulsiven Entscheidungen entgegenzuwirken. Das Vermeiden von Markt-Timing reduziert die Anfälligkeit für kurzfristige Stimmungsschwankungen und ermöglicht eine konsequente Umsetzung der Investitionsziele.

Werkzeuge und Ressourcen zur Unterstützung

Anlegern stehen zahlreiche Werkzeuge und Ressourcen zur Verfügung, um kognitive Verzerrungen zu vermeiden:
  • Apps und Blogs: Verschiedene Apps bieten Unterstützung bei der Analyse von Investitionen und können dabei helfen, emotionale Entscheidungen zu vermeiden. Persönlich nutze ich die Finanzmanagement-Plattform Parqet (Link), die verschiedene Tools zur Analyse von Anlagen, darunter Portfolio-Tracking, Performance-Analyse und Risikomanagement bietet. Zusätzlich halte ich mich über aktuelle Finanzthemen durch Finanz-Blogs wie zum Beispiel HQ-Trust (Link) und Gerd Kommer (Link) auf dem Laufenden. 
  • Bildungsressourcen: Das Studium von Büchern wie "Thinking, Fast and Slow" von Daniel Kahneman, "Nudge" von Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein sowie "The Psychology of Money" von Morgan Housel bietet tiefe Einblicke in die Verhaltensökonomie und Finanzpsychologie. 
  • Professionelle Beratung: Bei Unsicherheiten ist die Beratung durch lizenzierte Finanzberater oder zertifizierte Finanzplaner auf Honorarbasis eine wertvolle Option. Dabei ist es wichtig, keine vermeintlich kostenlose Beratung durch Bank- oder Versicherungsberater in Anspruch zu nehmen. 

Fazit

  • Um langfristig erfolgreich zu investieren, bedarf es nicht nur finanzieller Expertise, sondern auch psychologischer Einsicht.
  • Anleger können ihre Anlageentscheidungen und langfristigen Erfolgsaussichten verbessern, indem sie sich der kognitiven Verzerrungen bewusst werden und aktiv Strategien zur Fehlervermeidung anwenden.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
Auf diesem Blog teile ich meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen. Es ist wichtig zu betonen, dass ich weder Arzt noch Finanzberater bin. Jegliche Informationen, die ich in meinem Blog vorstelle, stellen weder Anlageempfehlungen noch Therapieempfehlungen dar. Für fundierte Entscheidungen in Bezug auf Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen empfehle ichsich umfassend zu informieren und bei Bedarf einen professioniellen Experten zu konsultieren.
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