Wie gesund ist rotes Fleisch? Blog#117

Rotes Fleisch ist ein fester Bestandteil der Ernährung vieler Menschen weltweit, doch seine gesundheitlichen Auswirkungen werden kontrovers diskutiert. Während die einen den hohen Nährstoffgehalt von rotem Fleisch loben, sehen andere mögliche Risiken für die Gesundheit. In diesem Artikel werden sowohl die Vorzüge als auch die potenziellen Nachteile des Verzehrs von rotem Fleisch beleuchtet, und es werden Empfehlungen für eine angemessene Verzehrmenge gegeben.

Was ist rotes Fleisch und warum hat es eine rote Farbe?

Rotes Fleisch stammt von Säugetieren wie Rindern, Schweinen, Lämmern und Kälbern. Seine rote Farbe verdankt es dem hohen Gehalt an Myoglobin, einem Protein, das in den Muskelzellen Sauerstoff speichert. Im Vergleich dazu enthält weißes Fleisch, wie Geflügel, weniger Myoglobin und erscheint deshalb heller.

Myoglobin ist ein globuläres Protein, das aus einer einzigen Polypeptidkette und einer Häm-Gruppe besteht. Die Häm-Gruppe enthält ein zentrales Eisenion (Fe²⁺), das als Hämeisen bezeichnet wird. Dieses Hämeisen hat eine hohe Affinität für Sauerstoff, was Myoglobin ermöglicht, Sauerstoff im Muskelgewebe zu binden und zu speichern. Durch die Bindung von Sauerstoff an das Hämeisen kann Myoglobin eine wichtige Rolle bei der Sauerstoffversorgung von Muskelzellen übernehmen, insbesondere während intensiver körperlicher Aktivität. Die detaillierte Struktur des Myoglobins und die spezifische Anordnung der Häm-Gruppe, die für die Sauerstoffbindung verantwortlich ist, sind in der beigefügten Abbildung zu sehen.

Myoglobin findet man hauptsächlich in den Herz- und Skelettmuskelzellen von Säugetieren, wo es in hohen Konzentrationen (bis zu etwa 100 µmol/l) vorkommt und den Muskeln ihre charakteristische rote Farbe verleiht. Bei der Sauerstoffaufnahme zeigt Myoglobin eine deutliche Farbänderung, die spektroskopisch nachgewiesen werden kann. Diese Änderung tritt auf, wenn das Eisenion im Myoglobin Sauerstoff bindet, was zu einer Verschiebung des Absorptionsmaximums von 418 nm auf 434 nm führt.

Risiken durch übermäßigen Verzehr von rotem Fleisch

Ein übermäßiger Konsum von rotem Fleisch, das reich an Hämeisen ist, kann verschiedene gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Neben dem Beitrag zur Bildung reaktiver Sauerstoffspezies durch Hämeisen, etwa durch die Fenton-Reaktion, bei der zweiwertiges Eisen (Fe²⁺) mit Wasserstoffperoxid (H₂O₂) reagiert und hochreaktive Hydroxylradikale (•OH) erzeugt, gibt es weitere gesundheitliche Bedenken. Zu diesen gehören ein hoher Gehalt an gesättigten Fettsäuren, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können, die Förderung von Entzündungsprozessen im Körper sowie ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und damit verbundene Erkrankungen. In diesem Blogartikel konzentrieren wir uns jedoch ausschließlich auf die Risiken, die durch die von Hämeisen ausgelöste Bildung von Hydroxylradikalen verursacht werden.

Die durch Hämeisen gebildeten aggressiven Radikale schädigen Lipide, Proteine und DNA in den Zellen und verursachen so oxidativen Stress, der das Krebsrisiko erhöhen kann. Im Darm entstehen besonders viele dieser reaktiven Radikale, weil der Nahrungsbrei dort in hoher Konzentration vorhanden ist. Diese Radikale können die DNA in den Zellen des Darms schädigen und Mutationen verursachen. Da sich die Zellen der Darmschleimhaut schnell und häufig erneuern, besteht ein erhöhtes Risiko, dass diese Mutationen bei der Zellteilung weitergegeben werden. Diese häufige Zellteilung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Mutationen ansammeln und schließlich zu Krebs führen. Daher ist das Darmkrebsrisiko durch den übermäßigen Verzehr von rotem Fleisch erhöht.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Hämeisengehalt in verschiedenen Fleischsorten stark variiert. Rindfleisch enthält den höchsten Hämeisengehalt (etwa 2,1 bis 2,5 mg pro 100 g), gefolgt von Lammfleisch (etwa 1,4 bis 1,8 mg pro 100 g). Schweinefleisch hat einen geringeren Hämeisengehalt (etwa 0,9 bis 1,2 mg pro 100 g). Im Gegensatz dazu enthalten weißes Fleisch wie Hühnchen und Pute sowie Fischsorten wie Thunfisch und Lachs deutlich weniger Hämeisen, mit Werten zwischen 0,3 und 1,1 mg pro 100 g. Aufgrund ihres niedrigeren Hämeisengehalts stellen qualitativ hochwertiges weißes Fleisch und Fisch eine gute und gesunde alternative Proteinquelle zu rotem Fleisch dar.

Das Krebsrisiko im Zusammenhang mit dem Verzehr von rotem Fleisch hängt stark von der Art und Zubereitung des Fleisches ab. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat verarbeitetes rotes Fleisch, das häufig Pökelsalze, Nitrate und Nitrite enthält, als „krebserregend“ eingestuft, insbesondere in Bezug auf Darmkrebs (Gruppe 1: Krebserregend)! Zu verarbeitetem Fleisch zählen Lebensmittel wie Würstchen, Schinken, Speck und Salami. Unverarbeitetes rotes Fleisch wird hingegen als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft (Gruppe 2A: Wahrscheinlich krebserregend).

Studien zeigen, dass der tägliche Verzehr von 100 Gramm rotem Fleisch das Risiko für Darmkrebs um etwa 17 % erhöhen kann. Der tägliche Konsum von 50 Gramm verarbeitetem Fleisch kann das Risiko um bis zu 18 % steigern. Diese Angaben beziehen sich auf relative Risiken, was bedeutet, dass der absolute Anstieg der Erkrankungsrate gering ist. Das individuelle Risiko für den Einzelnen bleibt also relativ niedrig. Laut WHO sterben weltweit jährlich etwa 50.000 Menschen an Krebs, der auf den Verzehr von rotem Fleisch zurückzuführen ist. Zum Vergleich: Rauchen verursacht jährlich etwa eine Million Krebstodesfälle, und Alkoholkonsum ist für etwa 600.000 Krebstodesfälle verantwortlich.

Positive gesundheitliche Auswirkungen des Verzehrs von rotem Fleisch

Rotes Fleisch bietet jedoch auch viele gesundheitliche Vorteile. Es ist eine hervorragende Quelle für hochwertiges Protein, das den Aufbau und die Reparatur von Gewebe unterstützt und besonders für die Muskelgesundheit und -regeneration wichtig ist.

Zusätzlich liefert rotes Fleisch eine erhebliche Menge an Hämeisen, einer Form von Eisen, die vom Körper effizienter aufgenommen wird als das pflanzliche Eisen. Dies ist besonders vorteilhaft zur Vorbeugung von Eisenmangelanämie, einer häufigen Form der Blutarmut, die zu Müdigkeit und Schwäche führen kann.

Neben Eisen enthält rotes Fleisch auch Vitamin B12, das für die Bildung roter Blutkörperchen und die Unterstützung der Nervenfunktionen unerlässlich ist. Vitamin B12 trägt zur Aufrechterhaltung eines gesunden Nervensystems bei und ist entscheidend für die DNA-Synthese. Darüber hinaus ist rotes Fleisch reich an Zink, das das Immunsystem stärkt und zur Wundheilung beiträgt. Kreatin, ein weiterer in rotem Fleisch enthaltener Nährstoff, kann die Muskelkraft und -leistung fördern, was besonders für Athleten und Menschen mit erhöhtem körperlichen Bedarf von Vorteil ist.

Fazit und Empfehlung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Verzehr von rotem Fleisch sowohl Vorteile als auch Risiken mit sich bringt. Es liefert wichtige Nährstoffe wie Protein, Vitamin B12 und Eisen, die für viele Körperfunktionen unerlässlich sind. Gleichzeitig birgt ein übermäßiger Konsum von rotem und insbesondere verarbeitetem Fleisch gesundheitliche Risiken, einschließlich eines erhöhten Krebsrisikos.

Um gesundheitliche Vorteile zu nutzen und die Risiken zu minimieren, wird empfohlen, rotes Fleisch nur in Maßen zu genießen. Viele Gesundheitsorganisationen raten, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm rotes Fleisch pro Woche zu verzehren. Der Verzehr von verarbeitetem Fleisch, wie zum Beispiel Wurst und Schinken, sollte am besten stark reduziert oder idealerweise ganz eingestellt werden, da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dieses als krebserregend eingestuft hat. Als alternative tierische Proteinquellen bieten sich weißes Fleisch wie Hühnchen und Pute sowie Fisch an.

Eine ausgewogene Ernährung, die rotes Fleisch in moderaten Mengen mit verschiedenen anderen Proteinquellen kombiniert, ist ideal. Es ist zudem ratsam, Lebensmittel, die reich an Antioxidantien sind, in die Ernährung aufzunehmen, um freie Radikale zu neutralisieren, die durch den Verzehr von rotem Fleisch entstehen können. Besonders empfehlenswert sind dabei grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Tomaten, Avocados, Zwiebeln sowie Beeren und Früchte mit hohem Vitamin-C-Gehalt.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
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