Was tun bei Schlafstörungen durch psychischen Stress? Blog#116

Schlaf ist von entscheidender Bedeutung für unsere psychische und physische Gesundheit. Er ermöglicht dem Körper, sich zu erholen, und gibt dem Gehirn die Chance, die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten. Viele Menschen, die unter psychischem Stress leiden, haben jedoch mit Schlafstörungen zu kämpfen, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Dieser Blog beschreibt verschiedene Strategien zur Bewältigung dieser Schlafstörungen.

Psychischer Stress als Ursache von Schlafproblemen

Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Herausforderungen, doch chronischer Stress kann den Schlaf erheblich beeinträchtigen. Die anhaltende Anspannung hält das Gehirn in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit, was das Ein- und Durchschlafen erschwert. 

Medikamente zur Behandlung von Schlafproblemen

Es stehen zahlreiche Medikamente zur Verfügung, die zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt werden können. Die Wahl des geeigneten Medikaments hängt von der Art und Schwere der Schlafstörung sowie von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Zu den gängigen Optionen gehören Benzodiazepine, Z-Drugs, Antidepressiva und Orexin-Antagonisten.

Benzodiazepine gehören zu den häufig verschriebenen Medikamenten bei Schlafstörungen. Sie wirken, indem sie die Aktivität des Neurotransmitters GABA im Gehirn verstärken, was eine beruhigende Wirkung hat. Trotz ihrer Wirksamkeit bergen Benzodiazepine ein hohes Abhängigkeitsrisiko und sollten daher nur kurzfristig eingesetzt werden. Bekannte Beispiele sind Diazepam, Lorazepam und Brotizolam.

Brotizolam (Lendormin) wird in Deutschland häufig bevorzugt verschrieben, da es eine kurze Halbwertszeit von 3 bis 6 Stunden aufweist (Diazepam und Lorazepam haben Halbwertszeiten von 20-100 Stunden bzw. 10-20 Stunden). Dies bedeutet, dass es schnell wirkt und das Risiko von morgendlicher Benommenheit geringer ist als bei länger wirkenden Benzodiazepinen. Dennoch sollte die Anwendung von Brotizolam und Benzodiazepinen im allgemeinen idealerweise auf 2 bis 4 Wochen beschränkt werden, um das Abhängigkeitsrisiko zu minimieren.

Z-Drugs sind eine neuere Klasse von Schlafmitteln, die ähnlich wie Benzodiazepine wirken, jedoch ein geringeres Abhängigkeitspotenzial aufweisen. Sie wirken als GABA-A-Rezeptor-Agonisten und binden bevorzugt an die Alpha-1-Untereinheit des GABA-A-Rezeptors, was ihre sedativen Effekte auslöst. Die kurze Halbwertszeit dieser Medikamente minimiert das Risiko von Tagesmüdigkeit. Beispiele sind Zolpidem (Halbwertszeit: 2-3 Stunden), Zopiclon (Halbwertszeit: 5-7 Stunden) und Zaleplon (Halbwertszeit: 1 Stunde).

Auch Z-Drugs sollten nur kurzzeitig und unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden, um das Risiko von Abhängigkeit und Nebenwirkungen zu minimieren.

Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva mit sedierender Wirkung werden ebenfalls zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt. Amitriptylin, ein trizyklisches Antidepressivum, wird häufig off-label zur Behandlung von Schlafstörungen bei Patienten mit chronischen Schmerzen oder Depressionen verschrieben. Aufgrund seiner langen Halbwertszeit (10 bis 28 Stunden) kann Amitriptylin nicht nur beim Einschlafen, sondern auch beim Durchschlafen helfen.

Die langfristige Anwendung von Amitriptylin kann zu anhaltender Schläfrigkeit und Benommenheit führen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit und Gewichtszunahme (Dosierungen von 50 - 150 mg für 6 Monate führten zu einer Gewichstzunahme von 4 bis 7 kg).

Orexin-Antagonisten: Eine der neuesten Entwicklungen in der Schlafmedizin sind Orexin-Antagonisten. Orexin ist ein Neurotransmitter, der Wachheit fördert. Antagonisten wie Suvorexant, Lemborexant und Daridorexant blockieren die Wirkung von Orexin an beiden Orexinrezeptoren (OX1R und OX2R) und erleichtern so das Einschlafen. Während in den USA alle drei genannten Orexin-Antagonisten zugelassen sind, ist in Deutschland bisher nur Daridorexant zugelassen.

Potentielle Vorteile der Orexin-Antagonisten sind ihr geringeres Risiko für Abhängigkeit und Toleranzentwicklung, ein günstigeres Nebenwirkungsprofil – insbesondere in Bezug auf kognitive Beeinträchtigungen und Hangover-Effekte am nächsten Tag – sowie ein minimaler Einfluss auf die Schlafarchitektur. Daridorexant unterdrückt die REM-Schlafphase nicht und unterstützt eine natürlichere Schlafstruktur, was zu einer erholsameren Nachtruhe führt.

Diese Eigenschaften könnten es zu einer geeigneteren Option für Menschen machen, die eine langfristige Behandlung von Schlafstörungen benötigen. Allerdings gibt es auch einige potenzielle Nachteile. Orexin-Antagonisten sind vergleichsweise teuer und damit für manche Patienten weniger zugänglich. Zudem sind sie im Vergleich zu anderen Schlafmitteln noch nicht so umfassend erprobt, was bedeutet, dass Langzeiterfahrungen und -daten fehlen, die für eine umfassende Bewertung ihrer Sicherheit und Wirksamkeit erforderlich sind.


Überlegungen zur Langzeitanwendung von Schlafmitteln

Die langfristige Anwendung von Schlafmitteln sollte stets sorgfältig abgewogen werden, da viele dieser Medikamente das Risiko einer Abhängigkeit oder Toleranzentwicklung bergen. Es ist daher wichtig, auch nicht-medikamentöse Alternativen in Betracht zu ziehen und den Einsatz von Schlafmitteln immer in Absprache mit einem Arzt zu planen.

Nicht-medikamentöse Alternativen

Neben Medikamenten gibt es zahlreiche nicht-medikamentöse Ansätze zur Behandlung von Schlafstörungen. Besonders wirksam ist die kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie (CBT-I). Sie zielt darauf ab, dysfunktionale Gedanken und Verhaltensweisen zu verändern, die den Schlaf stören. Techniken wie Schlafhygiene, Stimuluskontrolle, Schlafrestriktion, kognitive Umstrukturierung und Entspannungstechniken tragen dazu bei, den Schlaf nachhaltig zu verbessern.

CBT-I ist langfristig mindestens genauso effektiv wie Schlafmittel und bietet den Vorteil, das Risiko von Abhängigkeit und Nebenwirkungen zu vermeiden.

Die Rolle des Arztes bei der Auswahl des richtigen Medikaments

Die Wahl des passenden Schlafmittels sollte immer in enger Absprache mit einem Arzt erfolgen. Ein erfahrener Arzt kann die individuellen Bedürfnisse des Patienten berücksichtigen, die richtige Medikation auswählen und die Behandlung überwachen, um mögliche Nebenwirkungen zu minimieren und die bestmögliche therapeutische Wirkung zu erzielen.

Fazit

Schlafstörungen, die durch psychischen Stress bedingt sind, sind weit verbreitet und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Es gibt verschiedene medikamentöse Optionen zur Verbesserung des Schlafs, doch alle haben ihre Vor- und Nachteile. Eine sorgfältige Auswahl des geeigneten Medikaments sowie die Berücksichtigung nicht-medikamentöser Alternativen sind entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
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