Migräne: Welche Medikamente wirken am besten? Blog#123

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Migräne – für viele Menschen ein quälender Begleiter im Alltag. Die heftigen Kopfschmerzattacken treffen weltweit Millionen und beeinflussen nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern auch die Produktivität und Lebensqualität der Betroffenen massiv. In Deutschland leiden etwa 10-15% der Erwachsenen unter Migräne. Typische Symptome sind starke, meist einseitige, pulsierende Kopfschmerzen, begleitet von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Umso wichtiger ist es, effektive Behandlungsoptionen zu kennen. In diesem Blog werde ich auf eine kürzlich erschienene Metaanalyse eingehen, die klinische Daten von über 89.000 Migränepatienten zusammenfasst (LINK). Untersucht wurden 17 verschiedene Wirkstoffe, die in Tablettenform zur Akuttherapie von Migräne verfügbar sind. Die Analyse liefert einige überraschende Erkenntnisse, die für die Wahl der besten Migränetherapie von Bedeutung sind. Hier erfährst du, welche Medikamente sich als besonders wirksam erwiesen haben und welche Aspekte bei der Auswahl zu berücksichtigen sind.

Wie wurde die Metaanalyse durchgeführt?

Die im British Medical Journal am 18. September 2024 veröffentlichte Metaanalyse umfasste 137 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 89.445 Teilnehmern. Ziel war es, die Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener oral verabreichter Medikamente zur Akutbehandlung von Migräne zu vergleichen. Die Studien umfassten Daten zu 17 Wirkstoffen, die in der Behandlung zugelassen sind. 

Untersucht wurden folgende Wirkstoffklassen: 
  1. Triptane: Diese Medikamentengruppe ist die älteste und am häufigsten verwendete spezifische Therapie zur Behandlung von Migräne. Zu den wichtigsten Vertretern zählen Eletriptan, Sumatriptan, Rizatriptan und Zolmitriptan.
  2. CGRP-Antagonisten: Dazu gehören Rimegepant und Ubrogepant, die als neuere Optionen zur Migränebehandlung gelten. Ubrogepant und Rimegepant sind in den USA, aber derzeit noch nicht in der EU, zugelassen. 
  3. Ditane: Eine neuere Klasse von Medikamenten, die durch den Wirkstoff Lasmiditan vertreten ist. 
  4. Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAIDs): Diese altbekannten Schmerzmittel wie Ibuprofen, Aspirin und Diclofenac werden oft bei leichten bis mittelschweren Migräneanfällen eingesetzt. 
Die Hauptkriterien waren, wie viele Patienten innerhalb von zwei Stunden nach Einnahme des Medikaments schmerzfrei waren und wie viele Patienten eine anhaltende Schmerzlinderung über 24 Stunden hinweg ohne Notfallmedikamente erreichten. Diese Metaanalyse bietet einen umfassenden Überblick über die verfügbaren Behandlungsoptionen für akute Migräneattacken und ermöglicht einen direkten Vergleich ihrer Wirksamkeit.

Wichtigste Ergebnisse der Metaanalyse

Die besten Medikamente für eine schnelle Schmerzlinderung (nach 2 Stunden) waren: 
  • Eletriptan: Es schnitt am besten ab, mit einer Odds Ratio (OR) von 5.19 (95 % Konfidenzintervall: 4.25 bis 6.33), was bedeutet, dass es etwa fünfmal wirksamer war als ein Placebo, um die Schmerzen innerhalb von zwei Stunden zu lindern. Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan waren ebenfalls hochwirksam, wenn auch etwas schwächer als Eletriptan. 
Bei der anhaltenden Schmerzlinderung, also dem Zeitraum von zwei bis 24 Stunden nach Einnahme, zeigten die folgenden Medikamente die besten Ergebnisse: 
  • Eletriptan und Ibuprofen waren die führenden Substanzen für eine nachhaltige Schmerzfreiheit. Überraschenderweise war Ibuprofen (400 mg), ein einfaches NSAID, in dieser Kategorie eines der wirksamsten Mittel (OR von bis zu 4.82). 
Ein bemerkenswertes Ergebnis der Metaanalyse war auch die vergleichsweise geringere Wirksamkeit der neuen oralen CGRP-Antagonisten (Rimegepant und Ubrogepant) sowie des Ditans Lasmiditan im Vergleich zu den Triptanen. Diese neuen Wirkstoffe erzielten ähnliche Ergebnisse wie Paracetamol und waren insgesamt weniger wirksam als die etablierten Triptane. Beispielsweise zeigte Eletriptan nach zwei Stunden eine Odds Ratio (OR) von 5.19 (95% Konfidenzintervall: 4.25–6.33) im Vergleich zu Placebo, während Rimegepant und Ubrogepant deutlich niedriger abschnitten, mit ORs von 1.98 bzw. 2.12. Auch Lasmiditan war mit einer OR von 2.21 weniger wirksam.
Nach 24 Stunden zeigte Eletriptan weiterhin eine überlegene anhaltende Schmerzlinderung, mit einer OR von 1.41 bis 2.73, während die Werte für Lasmiditan und die CGRP-Antagonisten deutlich niedriger ausfielen

Nebenwirkungen: Was sollte man beachten?

Wie bei allen Medikamenten gibt es auch bei den wirksamen Migränemitteln Nebenwirkungen, die berücksichtigt werden sollten: 
  • Triptane (insbesondere Eletriptan) können Schwindel, Müdigkeit und in einigen Fällen Übelkeit verursachen. Eine wichtige Einschränkung bei der Verwendung von Triptanen ist ihre vasokonstriktive Wirkung (Verengung der Blutgefäße), weshalb sie bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder erhöhtem kardiovaskulärem Risiko mit Vorsicht eingesetzt werden sollten. 
  • CGRP-Antagonisten wie Rimegapant und Ubrogepenat wurden im Allgemeinen sehr gut vertragen. Allerdings kann es bei einigen Patienten zu Übelkeit kommen. Insgesamt zeigten sie ein günstigeres Nebenwirkungsprofil als Triptane, da sie keine vasokonstriktiven Effekte haben, was sie für Patienten mit kardiovaskulären Risiken zu einer Option macht. 
  • Lasmiditan, der einzige Vertreter der Ditane, war häufig mit Schwindel und Sedierung verbunden. In den USA wird Patienten sogar empfohlen, nach der Einnahme für acht Stunden nicht Auto zu fahren oder schwere Maschinen zu bedienen. 
  • NSAIDs wie Ibuprofen sind in der Regel gut verträglich, können jedoch bei längerer Anwendung zu Magen-Darm-Problemen führen. 

Fazit: Welche Medikamente sind besonders geeignet?

Wenn es um die schnellste Schmerzlinderung geht, ist Eletriptan das wirksamste Medikament, gefolgt von Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan. Diese Triptane bieten eine schnelle und effektive Schmerzlinderung und sollten bei Patienten ohne Herz-Kreislauf-Risiken die erste Wahl sein. In der Metaanalyse wurden für Eletriptan die Dosierungen von 20 mg, 40 mg und 80 mg untersucht. Die 40 mg-Dosierung erwies sich als optimal, da sie die beste Kombination aus Wirksamkeit und Verträglichkeit bot. Eine höhere Dosis von 80 mg war zwar wirksamer, ging jedoch mit einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen einher.

Für Patienten, die Triptane aufgrund von kardiovaskulären Kontraindikationen nicht einnehmen können, bieten Ibuprofen und andere NSAIDs eine kostengünstige und wirksame Alternative, insbesondere bei leichten bis mittelschweren Migräneanfällen. Neuere Medikamente wie Lasmiditan und die CGRP-Antagonisten (Rimegepant und Ubrogepant) spielen eine wichtige Rolle bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da sie keine vasokonstriktive Wirkung haben. Diese Medikamente sind daher besonders für Patienten mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall geeignet, die Triptane nicht vertragen. Allerdings zeigen sie insgesamt eine geringere Wirksamkeit und sind deutlich teurer als die etablierten Triptane.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Metaanalyse sich auf die Akutbehandlung von Migräneepisoden mit oral verfügbaren Medikamenten konzentrierte. Die prophylaktische Wirkung von Medikamenten bei chronischer Migräne, definiert als Kopfschmerz an mindestens 15 Tagen pro Monat, davon an mindestens 8 Tagen mit Migräne, wurde nicht untersucht. Für diese Patientengruppe haben sich die neu entwickelten CGRP-Antikörper (nicht zu verwechseln mit den in dieser Metaanalyse untersuchten CGRP-Antagonisten) als sehr wirksam erwiesen und zeigen dabei nur geringe Nebenwirkungen.
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Verantwortlicher: Klaus Rudolf; Kommentare und Fragen bitte an: rudolfklausblog@gmail.com
Auf diesem Blog teile ich meine persönlichen Meinungen und Erfahrungen . Es ist wichtig zu betonen, dass ich weder Arzt noch Finanzberater bin. Jegliche Informationen, die ich in meinem Blog vorstelle, stellen weder Anlageempfehlungen noch Therapieempfehlungen dar. Für fundierte Entscheidungen in Bezug auf Gesundheitsfragen oder Finanzanlagen empfehle ichsich umfassend zu informieren und bei Bedarf einen professioniellen Experten zu konsultieren.
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